Das Bundesland, das die Touristen am meisten anzieht, egal ob sie aus dem Inland oder Ausland, ist Rajasthan im Nordwesten Indiens.
Der Grund dafür liegt ganz sicher an den vielen prunkvollen Palästen, mächtigen Forts und Tempeln, die hier zu finden sind.
Mit fast 350.000 qkm ist es Indiens flächengrößter Bundesstaat und nur wenig kleiner als Deutschland. Nach wie vor gehört Rajasthan zu den ärmsten und konservativsten Regionen.
Die Wirtschaft Rajasthans basiert vorwiegend auf Landwirtschaft und Viehzucht. Außerdem werden in Rajasthan Blei-Zink-Erze, Marmor, Glimmer und Gips abgebaut.
Wir sind in der besten Reisezeit unterwegs, denn diese ist von Mitte Oktober bis Mitte März. Es ist nicht mehr ganz so heiß, die Nächte jetzt sind sogar schon recht kalt.
Unser erstes Ziel: Jaipur, die erste geplante Stadt Indiens, 1727 gegründet und seit 1956 Hauptstadt von Rajasthan. Die Geschichte besagt, dass der Prinz von Wales 1876 Jaipur auf einer Tour durch Indien besucht hat und da Rosa die Farbe der Gastfreundschaft ist, hat der damalige Herrscher Mahar Ran Sing die ganze Stadt in Rosa tünchen lassen. Noch heute sind die Häuser rosa angemalt, so dass die Stadt auch „Pink City“ genannt wird.
Wir sind zeitig am Morgen unterwegs, um die Stadt zu erkunden.
Jaipur ist riesig. Mehr als 3,5 Millionen Menschen leben in der Megametropole und heute Morgen könnte man glauben, es sind alle gleichzeitig auf den Strassen unterwegs. Es wird gehupt, überholt, jede noch so kleine Lücke genutzt. Die Gesetze der Straße sind hier anders, als wir es kennen. Der jeweils Kleinere muss dem Größeren Platz machen, Rückspiegel werden überbewertet, dafür ist ja die Hupe da und wer stehenbleibt verliert.
Im Herzen der Stadt liegt das Wahrzeichen von Jaipur: der Hawa Mahal, der rosarote Palast der Winde, der 1799 errichtet und mit zarten Blumenmustern dekoriert wurde. Eigentlich ist der Palast lediglich eine Fassade mit kleinen Erkern, hinter der sich ein Treppenaufgang verbirgt. Früher diente der Bau den Hofdamen dazu, das bunte Leben auf den Straßen von Jaipur zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden, denn sich unter das einfache Volk zu mischen war ihnen verboten. Seinen Namen erhielt der Palast der Winde durch die vielen kleinen Gitterfenster, die stets dafür sorgten, dass eine frische Brise durch die Räume zog.
Wir stoppen kurz hier, dann geht es schon zum Markt weiter. Hier ist Eile geboten, denn dieser schließt bereits 10 Uhr und alles, was bis dahin nicht verkauft ist, erhalten die Kühe zum Fressen, die nach uns auf den Platz getrieben werden. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschaue: auf die vielen Säcke mit den bunten Blüten, die vorwiegend von Hotels, Restaurants und Tempeln gekauft werden, um Blütenketten daraus zu fädeln oder sie als Raumschmuck zu verwenden.
Oder zu dem vielen Grün – Koriander, Salat, Lauchzwiebel, Bockshornklee – das herrlich duftet.
oder zu den Frauen, die hoch aufgetürmt die Waren auf ihrem Kopf transportieren
oder zu dem Motorradfahrer, der sich – gut beladen – seinen Weg durch die Enge des Marktes bahnt.
Danach wird es ruhiger. 11 Kilometer von Jaipur entfernt, hoch oben auf einem mächtigen Felsen, thront Amber Fort, das wir als nächstes besichtigen. Die wuchtige Palastanlage von Amber gilt als eines der schönsten Forts in Rajasthan und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Spektakulär ist schon der erste Anblick von der Straße, wenn sich die Festung im See spiegelt.
Den Anstieg zur Festung fahren wir mit dem Jeep herauf und verzichten gern, uns auf dem Rücken eines bemalten Elefanten hinauftragen zu lassen. Zwar greift mittlerweile die Regierung ein und schreibt vor, dass die Elefanten nur noch drei Runden reiten dürfen, bevor sie eine Pause machen, aber artgerecht ist das trotzdem nicht.
Ich bin vom Inneren des ab 1592 erbauten Palastes ganz bezaubert. Durch das Löwentor betrete ich den Hauptpalast, spaziere durch viele verwinkelte Räume, bewundere Spiegelmosaike, Rundbögen und verspielte malerische Malereien. Schlendere durch hübsch angelegte Innenhöfe und genieße den sagenhaften Ausblick ins Umland.
Wieder zurück in der Altstadt statten wir dem Stadtpalast von Jaipur noch einen Besuch ab. Dies ist der private Stadtpalast der königlichen Familie. In den Räumen werden hauptsächlich Schmuck und Waffen, Teppiche und Kutschen sowie edle Kostüme der königlichen Familie ausgestellt, die noch heute einen Teil des Palastes bewohnt.
Den Maharaja Sawai Padmanabh Singh, der 21 Jahre alt ist sehen wir in seinen weißen Gewändern schnell durch die Halle schreiten. Seine neueste Idee: die Gudliya-Suite im 1727 erbauten Stadtpalast kann nun auch von Airbnb-Touristen gebucht werden. Die Suite kostet 8000 US Dollar pro Nacht. Der Erlös des Experiments geht an die Princess Diya Kumari Foundation (benannt nach der Mutter des Maharaja), die Frauen und Handwerker in ländlichen Gebieten von Rajasthan unterstützt. Das Projekt werden wir am Nachmittag besuchen.
Direkt gegenüber vom Stadtpalast liegt das Jantar Mantar Observatorium und ist eine Erwähnung wert. Wörtlich übersetzt bedeutet Janta Mantar „Großes Instrument“. Dabei handelt es sich um ein Freiluftobservatorium mit „Instrumenten zur Messung der Harmonie der Himmel“. Die Geräte aus Sandstein und Marmor wurden zwischen 1728 und 1734 erbaut. Besonders angetan hat es mir die riesige Sonnenuhr, aus Sandstein und Marmor.
Das Raj Mandir Cinema ist aus Jaipur sowenig wegzudenken, wie Bollywood aus Indien. Eröffnet wurde das Kino mit immerhin 1.200 Sitzplätzen 1976 und das Besondere daran ist die wunderbare Art Deco Ausstattung. So hängen zum Beispiel In dem riesigen Foyer Kronleuchter von den Kuppelgewölben. Das Raj Mandir ist das bekannteste Kino Indiens und auch wenn wir nur eine kurze Stippvisite hatten, kann ich mir gut vorstellen, welches Leben hier tobt, wenn ein neuer Bollywood-Film Premiere feiert.
Schnell noch mit einem Lassi beim Lassiwala gestärkt, der frisch gerührt in kleinen Tonbechern als take away verkauft wird. Nicht nur, dass es superlecker geschmeckt hat, sind auch die Tonbecher sehr ökologisch, denn auch wenn es Einweggeschirr ist, verrotten die ungebrannten Scherben.
Und schon sind wir auf dem Weg zur Princess Diya Kumari Foundation Society. Die Tochter des letzten Maharaja von Jaipur, ist Politikerin im indischen Parlament und setzt sich mit ihrer Initiative vor allem für benachteiligte Frauen und Mädchen ein. 2013 gegründet, wächst das NGO stetig und an verschiedenen Orten in Rajasthan. Hier in der Nähe vom Stadtpalast fertigen die Frauen zauberhafte Souvenirs, Spielzeug und Mode in Handarbeit. Sie werden gut ausgebildet und bezahlt. Ihre Produkte sind gefragt. Derzeit ist die website gerade in Überarbeit, doch einen kleinen Einblick erhält man hier: https://www.instagram.com/explore/locations/487714647982067/princess-diya-kumari-foundation
Voll von Eindrücken kehren wir in unser Hotel zurück. Nach einer langen Dusche erlebe ich in dem kleinen Shiva-Tempel eine Segnungszeremonie.
Und nach einem fürstlichen Abendessen falle ich todmüde in mein weiches Bett. Morgen schon geht es weiter nach Udaipur, der wohl romantischsten Stadt in Rajasthan.
Susanne
Hallo liebe Yvonne, ich habe schon die ganze Woche gedacht, na wo ist sie denn geblieben. Schön von Dir zu hören und die Bilder machen Lust auf mehr….Danke für den ausführlichen Bericht, ich fühle mich immer rein versetzt in eine andere Welt.
Astrid Best-Botthof
Vielen Dank, liebe Yvonne, für deine begeisterten Worte und die wundervollen Fotos, danke fürs mitnehmen auf deiner Reise u d ganz viel Spaß
Alli
Beeindruckende Reise, ich bekomme schon Reisefieber. Es liegt ja sozusagen vor unserer Haustür und Deine Fotos und der Bericht sind so stimmig, dass es mich(uns) auf Deine Spuren zieht…
Gerlinde Dagmar Götz
Liebe Yvonne,
es ist sehr spannend, hier im weihnachtlichen Deutschland von deiner Indientour zu lesen. Schon allein die Farben der Gewürze und der Saris sind faszinierend.
Yvonne
Liebe Dagmar, schön, dass du auf meiner Reise dabei bist. Die Farbenvielfalt ist wirklich faszinierend.