Kaum haben wir Bethlehem verlassen, umfängt uns die Wüste. Fasziniert betrachte ich die sich verändernde Umgebung, grüble , wie schwierig es für all die gewesen sein muss, in längst vergessener Zeit von Ägypten hierher zu wandern unter schwierigsten Bedingungen. Damals schon auf der Flucht – in dem Fall vor der ägyptischen Sklaverei- waren die Menschen jahrelang unterwegs. Wieviel Leid, wieviel Kraft, wieviel Tote, wieviel neues Leben – niemand vermag es zu zählen.
Monat: März 2017
Nun sitze ich nach einem wunderbaren und doch so anderen als geplanten Tag bei einem Glas Rotwein in meinem Jerusalemer Hotel – wieder „zu Hause“ angekommen. Was für ein schönes Gefühl : zu Hause in der Fremde – und genauso empfinde ich es jetzt an meinem „Stammplatz“ seit dem gestrigen Abend. Meine Gedanken schweifen zurück. Bin ich wirklich erst seit 30 Stunden hier ? …
Ich sitze im Fernbus nach Jerusalem. Wir stauen uns aus der Stadt hinaus. Die mit einer Stunde angegebene Fahrtzeit ist komplett unrealistisch, aber auch nicht weiter tragisch
Der Vorteil an meinem Rückflug am samstäglichen Shabbat – dem Feiertag, der hier sehr streng gehandhabt wird, ist , dass es keinen Stau geben wird. Der Nachteil, es werden vermutlich gar keine Busse fahren. Doch das Problem löse ich Samstag.
Jetzt lasse ich erst einmal die letzten 24 Stunden Revue passieren …
Ich sitze im Flugzeug – einmal mehr. Altvertraut und doch komplett anders.
Denn der Flug bringt mich nach Israel, in das Land, das einem kulturellen Schmelztiegel gleicht, in dem die Gegensätze kaum größer sein könnten und in dem jeder Quadratmeter geschichtsträchtig ist. In ein Land, in dem nicht alles schwarz und weiß zu betrachten ist, sondern viel mehr die Grautöne, die es ausmacht.
Neugierig bin ich auf dieses Land, möchte die Sehnsucht verstehen, die ich, meine Spiritualität wahrnehmend, aber an keine Religion gebunden, nach der heiligsten aller Städte – nach Jerusalem – verspüre.