Yvonnes Reisen

What a wonderful world!

Monat: Januar 2018

Tagebuch einer Praktikantin

Genau vor einer Woche bin ich in der Singharaja Garden Eco Lodge angekommen. Ich kann gar nicht genau sagen, ob die Zeit für mich kurz oder lang war. Auf der einen Seite ist sie wie im Flug vergangen, andererseits habe ich den Eindruck, schon ewig hier zu sein.

 

Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt

„Letzter Aufruf für Frau Yvonne Simon gebucht auf den Lufthansa-Flug nach Frankfurt. Bitte begeben Sie sich umgehend zum Ausgang 24.“
Fast hätte ich ihn verpasst, den Start zu meiner Weltreise und dass, obwohl ich länger als ein Jahr genau auf diesen Tag zugearbeitet habe.

Noch einmal La Palma oder Glück ist leicht …

Eigentlich, ja eigentlich hatte ich mir so gedacht, dass ich mit dem Jahresrückblick am Silvester-Tag meinen La-Palma-Blog abschließe. Doch heute morgen – bei einem Kaffee an meinem heimischen Schreibtisch und den Blick in den grauen wolkenverhangenen Himmel, wandern meine Gedanken noch einmal zurück zu meinen letzten Erlebnissen und Eindrücken. Die Insel ist einfach zu schön und zu vielseitig, um nicht noch einmal darüber zu schreiben …

Da fällt mir als erstes mein lichtdurchflutetes Atlantikbad ein. Nachdem ich den letztzen Blogartikel online gestellt habe, steht mir der Sinn nach Strand und Meer. Ganz in meiner Nähe befindet sich der Charco Verde. Felswände überragen den schwarzen Naturstrand. In einer kleinen Bucht schlagen die Wellen sanft an den Strand.

Fasziniert sehe ich, wie die Sonnenstrahlen den Atlantik in ein Lichtermeer verwandelt.
Und obwohl das Wasser doch recht frisch ist, zieht es mich magisch an. Schwimmen im strahlenden Licht – es ist also ob ich von einem wunderbaren 2017 in ein genauso intensives,  aufregendes, inspirierendes 2018 hinübergleite – mein ganz persönlicher Jahresübergang – schöner kann es nicht werden.

Und so bin ich auch überhaupt nicht traurig, dass in Puerto Naos heute schon 19 Uhr alle Restaurants schließen , denn hier ist Silvester ein wichtiger Feiertag, den man im Kreise seiner Familie verbringt . So plündere ich die Vorräte in meinem Kühlschrank und köpfe die Flasche Cava, die der Besitzer heute Vormittag vorbeigebracht hat. Glück ist leicht.

Am nächsten Morgen ist das Wetter viel zu schön, um nicht noch einen Ausflug zu machen. Der Himmel ist tiefblau und es weht ein leichter Wind, als ich Richtung Nationalpark Caldera de Taburiente losfahre. Der Reiseführer verspricht den wohl schönsten Blick der Insel. Mein Plan, noch einmal der Route weiterer Vulkane zu folgen…

Unterwegs stelle ich fest, dass ich sowohl meine Papiere als auch mein Geld vergessen habe. Zum Umkehren ist es zu weit – also Risiko. Das Schild „ocupado“ an der Auffahrt zum Cumbrecita ignoriere ich geflissentlich, bis ich tatsächlich an einer Schranke angehalten werde. Der kleine Parkplatz auf dem Gipfel, auf dem der Wanderweg startet ist besetzt. Theoretisch könnte ich eine Nummer ziehen und warten. Spontan entscheide ich, wenn ich nicht hinfahren kann, dann laufe ich eben hoch … Das Auto abgestellt und den Schildern gefolgt. Sanft geht es zunächst einen Waldweg nach oben…

…dann beginnt die Kletterei. Es ist schweißtreibend und ich teile mir mein Wasser unterwegs sorgsam ein. Der Weg ist herausfordernd, steinig und schmal – an Höhenangst sollte man hier möglichst nicht leiden – und gleichzeitig ist es ein Fest für die Sinne. Die steilen Felsen der Cumbrecita sind bewachsen mit unzähligen Pinien, deren lichtes Grün in der Sonne leuchtet und mich mit Energie füllt. Die heruntergefallenen Piniennadeln fühlen sich an, als ob ich auf einem weichen Teppich laufe und der Duft der warmen Luft erinnert mich an eine finnische Sauna

– und auch hier kommt mir in den Sinn: „Glück ist leicht“ –und eigentlich nicht mehr zu toppen, bis ich auf dem Gipfel ankomme – das Panorama ist unbeschreiblich …


Schmunzelnd bleibe ich an einem Hinweisschild zu meiner soeben beendeten Wanderung stehen: Zu den Fakten: 7 Kilometer Länge und 673 Höhenmeter steht da noch der Hinweis, dass man den steilen Weg nur in Begleitung, mit Bergstiefeln und mit genügend Wasser im Gepäck absolvieren sollte – naja, geht auch anders ☺

Zurück laufe ich die in Serpentinen verlaufende Landstrasse. Theoretisch könnte ich auch mit dem Taxi zurückfahren, aber neben dem fehlenden Geld dafür, würde ich nicht einen Meter von der Landschaft verpassen wollen.

Spät am Nachmittag komme ich zurück voller Vorfreude auf ein weiteres Lichtbad im Atlantik. Doch kein noch so wunderbarer Moment ist wiederholbar. Ist es der Unaufmerkamkeit oder doch einer leichten Erschöpfung nach der Wanderung geschuldet: die erste Welle, die auf mich trifft wirft mich direkt um. Der nachfolgende Sog verhindert, dass ich mich wieder aufrichten kann und schon greift mich die zweite Welle und wirbelt mich herum. Ich gewinne wieder Boden, schwimme in ruhigere Zonen und erhole mich von meinem Schrecken.

Für den Neujahrsabend, der gleichzeitig mein letzter Abend auf der Insel ist, wünsche ich mir ein stilvolles Dinner. Wenige Kilometer entfernt befindet sich die Hacienda de Abajo, ein Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, das liebevoll als Hotel und Restaurant renoviert wurde.

Bereitwillig führt mich die Rezeptionistin durch das Haus mit seinen vielen Antiquitäten und dem wunderschönen Garten. Zum Abendessen ist es noch einen Moment zu früh und so genieße ich einen Aperitif an der Bar und erwarte in diesem Ambiente jeden Moment, Miss Marple um die Ecke kommen zu sehen.
Entsprechend gibt sich später auch das Restaurant , in dem ich ein ausgesprochen leckeres Menü serviert bekomme. Was für ein stilvolles Ende eines beeindruckenden Tages.

Und obwohl der Artikel nun schon ganz schön lang geraten ist, möchte ich gern noch ein paar Sätze zu der Inselhauptstadt Santa Cruz de La Palma schreiben. Hier verbringe ich die letzten Stunden vor meinem Abflug und bin ganz verzückt von ihr. Prunkvolle Stadtpaläste, lebendige Plätze, bunte Straßencafes sorgen für Flair.

Von der Seepromenade, wo sich die Wellen am Strand brechen bis zur Altstadt ist es nur ein Katzensprung.

Ich lasse mich einfach treiben. So entdecke ich auch das Inselmuseum, das in einem ehemaligen Franziskanerkloster residiert.

Ich staune über die Vielfalt von altem Handwerk bis zur zeitgenössischen Kunst, die hier ausgestellt ist und verweile einen Moment in der Inselbibliothek.

Danach schlendere ich durch die kleine Markthalle …

… amüsiere mich köstlich über den Weihnachtsbaum direkt neben den Palmen …

… trinke im Bistro La Placeta einen letzten Café con leche

und weiß eines genau: La Palma – wir beide sehen uns wieder …

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