…so singt es Stefan Gwildis, der von mir so geschätzte Musiker aus Hamburg: „…das ist nur in meinen Gedanken, die auf die Reise gehen“ Und zumindest gedanklich möchte ich mit euch hier und heute auf die Reise gehen.
Es ist der 31.12.2019 – bereits das siebente Mal verbringe ich Silvester fern von zu Hause. Unser Tag beginnt früh am Morgen. Noch ist es bitterkalt und neblig, als wir in unseren ungeheizten Bus steigen. Tief in unsere Decken eingemummelt machen wir es uns so gut es eben geht bequem. Zwei Stunden werden wir unterwegs sein, um das 80 Kilometer entfernte kleine Städtchen Rajgir zu erreichen…
Es ist 21 Uhr als unser Nachtzug nach Gaya einfährt. Entgegen meiner Vorstellungen (wie ja fast alles auf meiner Reise) gibt es eine sehr ordentliche Reihe, in der wir alle anstehen.
Am freien Vormittag des dritten Tages in Kalkutta laufe ich schon sehr früh los. Entspannung liegt in der Luft. Noch sind nur sehr wenige Menschen unterwegs und es erklingt statt des ewigen Hupkonzertes nur vereinzelt eine Hupe. Die Waren des Neuen Marktes sind auf Paletten fest verpackt. Bevor die Händler alles wieder ausbreiten, trinken sie entspannt einen Chai.
Der heutige Morgen gehört Kali, der Schutzgöttin Kalkuttas, von der die Stadt auch ihren Namen hat. Wer ist diese unheimliche Göttin, die Millionen von Inder in ihren Bann zu ziehen vermag? In ihrer furchterregenden schwarzen Gestalt, mit herausgestreckter Zunge, Schädelgirlande um den Hals, Messer und Dämonenkopf in den blutigen Händen, verkörpert sie den Sieg des Guten über die feindlichen, dämonischen Mächte. Doch wie alles hat auch sie zwei Seiten, denn hinter ihrer schrecklichen Erscheinungsform verbirgt sich für den gläubigen Hindu das Urbild der liebenden Mutter und die Erkenntnis, dass Leben und Tod, das Schreckliche und das Schöne des Daseins einfach zueinander gehören. Einmal mehr Anlass, sich nicht vom äußeren Schein trügen zu lassen, sondern dahinter zu sehen.
Vielleicht ziehst du jetzt die Augenbrauen hoch und denkst dir vielleicht, wie ignorant ich sein mag, dass ich Kalkutta als Stadt der Freude bezeichne, wo doch gerade hier das Elend durch die Arbeit von Mutter Teresa die weltweite Aufmerksamkeit auf sich zieht. So hat die Stadt den Ruf eines Armenhauses erhalten, den sie selbst für nicht gerechtfertigt hält. Denn auch hier gibt es zwei Seiten einer Medaille, die ich beide kennenlernen durfte. Darüber später mehr. Auch dazu, wieso Kalkutta nicht am Ganges liegt, wie Vico Torriani 1960 sang und einigen von uns vielleicht noch im Ohr klingen mag. Aber Vico Torriani war ja auch kein Reiseführer. Sondern Koch und Kellner, darin wurde er ausgebildet. Schlagersänger wurde er quasi auf dem zweiten Bildungsweg. Doch nun zurück nach Kalkutta …
Die Idee, in meinem kleinen Hotel alle Reisenden zum Frühstück an einen Tisch zu setzen, finde ich schön.
8 Stühle stehen um den runden Tisch, der liebevoll eingedeckt ist. Vermutlich bin ich zu früh, denn ich trinke allein meinen erstaunlich guten Kaffee und knabbere an meinem Toast, bevor ich mich auf den Weg mache.
Ein letzter Blick aus der Vogelperspektive auf das Land der Kokospalmen…
… so sollte mein Artikel über Kerala und meine Ayurveda-Erfahrungen beginnen, den ich auf meinem Flug von Kerala nach Bangalore schreiben wollte. Doch es kam ganz anders … wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben – und nicht immer ist das etwas schönes …
Es ist noch früh am Morgen. Zeit genug, um auf Entdeckung zu gehen, bevor am letzten Tag unserer Pressereise das offizielle Programm startet.
Auf meinem Zettel steht Khotachi Wadi, ein portugiesisches Dorf inmitten von Mumbai und keine fünf Kilometer von meinem Hotel entfernt. Zum Laufen fehlt mir doch ein wenig die Zeit, so spreche ich den ersten Taxifahrer an, den ich am Marina Drive finde. Der wiegelt ab: dahin zu fahren, würde er mir nicht empfehlen. Aha – dann wohl doch laufen. Ich versuche es wenig später noch einmal bei einem anderen Taxifahrer und erkenne das Problem. Mein Ziel ist zu unbekannt. So nenne ich dem Fahrer den Namen eines Hospitals, was ich in der Gegend ausmache. Von da aus werde ich mein Ziel schon finden.
… so schreibt es Meike Winnemuth in „Das große Los“. 2011 ist sie mit einer halben Million Euro Gewinn bei „Wer wird Millionär“ für zwölf Monate auf Weltreise gegangen, jeden Monat in eine andere Stadt. Die Texte ihres Buches kann ich mittlerweile fast mitsprechen, so sehr hat es mich fasziniert. Ich mag ihren spritzigen Stil, ihren Humor und die Fähigkeit, die Dinge auf den Punkt zu bringen.
Mumbai hat die Journalistin zur Verzweiflung gebracht. Ich habe mit ihr gelitten, als sie ihre Wahrnehmung der Stadt schildert – Bettler, die an ihr hängen, sobald sie das Hotel verläßt, Kranke und Alte auf den Gehwegen liegend, der Müll, der Gestank, kurz „Mumbai, der Moloch, der Höllenpfuhl – die schlimmste Stadt von allen.“ So strich ich Indien von meiner Liste und wenn schon Indien, dann niemals, wirklich niemals Mumbai…