Am frühen Nachmittag erreiche ich nach einer reichlich langen Autofahrt unternehmungslustig das Informationszentrum von Rotorua. „Ich bin zum ersten Mal hier, was empfehlen Sie mir, was ich aus ihrer Sicht unbedingt gesehen haben sollte“. Die Antwort gleicht einem kalten Eimer Wasser, den die Dame an der Info über meinen Kopf auskippt. „Sie sehen hier eine Menge von Broschüren, suchen Sie sich etwas aus und dann kann ich ihnen bei der Buchung behilflich sein“. Na das geht ja gut los, beim Rausgehen schnappe ich mir ein paar der Flyer und einen Stadtplan und geh erstmal was essen.
Den größten Teil des Jahres hängt ein Geruch von Schwefel über Rotorua, denn ich befinde mich hier in Neuseelands aktivster Vulkanära. Es gibt heiße Thermalquellen und beeindruckende Geysire zu entdecken. Immerhin 13 Prozent der Elektrizität Neuseelands wird von hier geliefert.
Im Wai-O-Tapu Thermal Wonderland spaziere ich entlang der farbenprächtigsten Seen, die ich je gesehen habe. Überall raucht und brodelt es. Während im Champagner Pool das blubbernde 74 Grad heiße Wasser sich ockerfarben präsentiert, geht es in „The Artist Palette“ entsprechend farbenfroh zu. Geysire lassen Wasserfontänen tanzen. Der Weg führt an kleinen Wasserfällen entlang, bietet grandiose Ausblicke und endet mit dem „The Sacred Track“, dessen Energie ich deutlich spüren kann.
Später steuere ich eine Unterkunft in der Nähe des großen Sees an, der das Stadtbild prägt und an dem allein man schon Tage zubringen könnte.Die Zeit habe ich leider nicht, denn schon am nächsten Abend muss ich zurück in Auckland sein. So höre ich gespannt zu, was sich die beiden Paare, die mit mir am nächsten Morgen im B&B frühstücken, erzählen und schnappe „Baumwipfelpfad“ auf. Der kommt auf jeden Fall auf meine Liste.
Doch zunächst möchte die Gastgeberin wissen, ob ich denn heute am frühen Morgen die Kanonen gehört habe. Heute ist ANZAC-Day, der Tag an dem an die Kriegsgefallenen aus dem ersten Weltkrieg erinnert wird. Denn tatsächlich haben die Briten ihre Kolonien in Australien und Neuseeland unbarmherzig von 1914 bis 1918 in den Krieg nach Europa geschickt. ANZAC steht für Australian and New Zealand Army Corps.
Und so erlebe auch ich bei meinem Besuch des Maori-Dorfes Whakarewarewa, eine der vielen Zeremonien dieses Tages mit. Wenn sonst die Australier und Neuseeländer übereinander frotzeln, der eine über das Land der Sträflinge spricht und der andere vom Land der Schafhirten, wird dieser Tag in beiden Ländern sehr ernsthaft im beiderseitigen Gedenken begangen und so erklingen auch beide Nationalhymnen nacheinander.
Später schließe ich mich einem Rundgang an, denn das Besondere an dem Dorf ist, dass es auf blubbernden Schlammlöchern, heißen Quellen und bunten Schwefelterrassen angelegt ist. Die Maoris nutzen die Energie zum Kochen, zum Baden und für heilende Zwecke. Wir sehen dampfende Erdlöcher, in dem Gemüse, Fleisch und Fisch gegart werden und können später in dem kleinen Café auch davon kosten. Besondere Umstände verlangen besondere Maßnahmen: für die Verstorbenen werden oberirdische Grabstätten angelegt, denn graben kann man hier nicht.
Redwoods kannte ich bisher nur aus Kalifornien. Diese beeindruckenden Bäume sind aus besonders hartem Holz, können über 2000 Jahre alt werden und weit über 100 Meter hoch. Hier im Whakarewarewa Forest sind die Bäume zwar erst 120 Jahre alt, doch nicht weniger beeindruckend. Besonders aus meiner Perspektive: in 12 Metern Höhe schlängelt sich ein Baumwipfelpfad über 23 Brücken.
Neben den Redwoods fallen mir riesige Farne ins Auge, die saftig grün den Boden überdecken, auf ihre Rückseite leuchten sie silber. Nachts umgedreht ausbreitet, erleuchten sie den Weg.
Der „Koru“ ein spiralförmiger Kringel, der auf einem sich entfaltenden Blatt des Silberfarns basiert, ist DAS Wahrzeichen Neuseelands. Es steht für Hoffnung, für Neuanfang und den Beginn neuen Lebens. Unter anderem tragen die All Blacks- die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft – das Symbol auf ihren Trikots.
Schon wird es Zeit für die Rückfahrt nach Auckland. Von dort werde ich morgen mit dem Panoramazug die … Kilometer nach Wellington, die Hauptstadt Neuseelands zurücklegen.
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