Yvonnes Reisen

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Tagebuchsplitter – Von der Kunst des Perspektivenwechsels

Julia Cameron – Autorin und Kreativitätstrainerin – empfiehlt, jeden Morgen drei  A4 -Seiten zu schreiben. Der ideale Start in den Tag, die Gedanken einfach fließen zu lassen, Drei Seiten um zu ordnen, zu reflektieren, aufzuarbeiten und vor allem auch loszulassen. Danach ist der Kopf frei für neue Eindrücke, Erfahrungen und Inspirationen. Die Seiten werden nicht zensiert, auch nie wieder gelesen, dienen ausschließlich dazu, Klarheit zu gewinnen.
Seit ungefähr einem Monat praktiziere ich das „Morgenseiten schreiben“. Es ist meine Form der Meditation und fast bin ich schon ein wenig süchtig nach meinem morgendlichen Ritual.

Dass ich euch heute an meinen Morgenseiten teilhaben lassen möchte, liegt einfach daran, dass die vergangene Woche so tief, so intensiv, so bereichernd und beflügelnd für mich war, das ich mein Glücksgefühl gern teilen möchte.

Position verändern … Enrico Markus Essl – Street Photograph aus Linz und für drei Monate für ein Fotoprojekt in Berlin unterwegs, bringt es für mich auf den Punkt.
Im Rahmen eines individuellen Fotoworkshops zieht es uns am Freitag mit den Kameras an den Potsdamer Platz. Die Aufgabe, ein Foto in einem ganz speziellen Blickwinkel zu schießen, scheint für mich unlösbar. Unschlüssig drehe ich an der Brennweite meiner Kamera, um den idealen Ausschnitt zu erwischen.
Enrico lächelt mich an: „Manchmal ist es einfacher, die Position zu verändern“. Und wirklich zwei Schritte nach links und schon ist die Perspektive perfekt. „Wie im wahren Leben“ denke ich. Wie oft verharren wir an immer der gleichen Position, legen ein Maximum an Kraft und Energie hinein und kommen doch nicht ans Ziel? Positionswechsel – es scheint plötzlich alles so einfach.

Diese Gedanken führen mich direkt zu den vier anderen Tage der letzten Woche und damit zum ersten Modul der „systematischen Personal- und Business-Coach-Ausbildung“, die ich in den nächsten neun Monaten absolvieren darf.
Mit elf anderen Teilnehmern erfahre ich in diesen vier Tagen die Grundlagen des Coachingprozesses. Systemisches Coaching bedeutet nicht, den Klienten Problemlösungen an die Hand zu geben, sondern viel mehr, ihn dabei zu unterstützen, seine eigenen Lösungen aus sich selbst heraus zu erarbeiten, um sein Ziel zu erreichen. Sozusagen Hilfe zur Selbsthilfe. Sehr viel Stoff gilt es zu verarbeiten – dazu helfen die immer wieder dazwischengeschalteten Übungssequenzen perfekt.
Jeweils in Dreier-Gruppen üben wir, das Gehörte umzusetzen. Die Rollen wechseln immer wieder: Coach – Klient – Feedbackgeber.
Schnell wird mir klar, dass nicht nur die Coachrolle sehr wertvoll ist, sondern auch die Rolle des Klienten. Wo bekommt man schon so geballt Unterstützung für Themen, die einen umtreiben?
Am Anfang fallen mir gar keine „Probleme“ ein, die ich in der Gruppenarbeit bearbeiten möchte. Die „weg von“-Themen sind erledigt – coole Erkenntnis, die mich einfach mal so zwischendrin überkommt. Noch schöner ist die Erkenntnis, dass es hier – und zwar ausschließlich – darum geht, Wege zur Zielerreichung zu erarbeiteten. Und Ziele habe ich in der Tat sehr viele. So lasse ich mich coachen, um herauszufinden, ob die Weltreise im nächsten Jahr tatsächlich ein richtiges Ziel für mich ist. Beim Coaching beginnen meine Augen zu leuchten und mein Herz wird weit – ja, das ist genau das richtige für mich.

Natürlich lege ich auch mein Herzensthema, ein Buch zu schreiben, auf den Tisch. Was hält mich noch davon ab, zu beginnen? Was ist das Ziel hinter dem Ziel? Wie fühlt sich das Gefühl an, dass ich schon mal in Vorfreude erspüren darf, wenn ich das erste gedruckte Exemplar in den Händen halten werde? Spannende Fragen, noch spannendere Antworten, die ich mir selbst gebe. Ob ich wirklich in der kommenden Woche beginnen werde? Auf jeden Fall steht die Ampel nun auf grün.

Hoch motiviert verlasse ich die Coaching Akademie am Donnerstag Abend. Auch weil die Übungen, in denen ich mich selbst als Coach ausprobieren durfte, so intensiv waren. Das wertschätzende Feedback unserer Trainer war gut für meine Seele und erfüllt mich mit Stolz.

Meine Gedanken schlagen noch einmal einen Haken zum Fotoworkshop. Enrico und ich schauen uns die Bilder an, die ich bisher auf meinem Blog veröffentlicht habe. Ihm fällt auf, dass ich einen Hang zum „Beschneiden“ der Fotos habe.
Mein Ansatz ist es bisher, ausschließlich das vermeintlich „Schöne“ zeigen zu wollen, dafür entferne ich das für mein Auge „Störende“. Für Enrico ist es eher das „Unperfekte“, die Realität, die die Fotos ausmacht. Mit Blick auf meine unbearbeiteten Original-Fotos verstehe ich schnell, was er meint – die Geschichten, die man hinter den Fotos entdeckt – dann, wenn mehr zu sehen ist, als nur ein Baudenkmal – wie zum Beispiel der Plattenbau, der am Rande meines Fotos von der Jerusalemer Hauptstadt zu sehen ist.

Alles zulassen, auch nicht sich selbst beschneiden, sich öffnen, mutig sein – all das steckt für mich plötzlich dahinte. Das Unperfekte weckt die Neugier – Perspektiven- und Positionswechsel auch hier.

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Noch etwas in ganz eigener Sache: im Rahmen der Ausbildung zum systemischen Coach suchen wir Personen, die sich für die Bearbeitung eines Themas mittels Coach interessieren. Für uns Coaches in Ausbildung ist es wertvoll und unverzichtbar, dass wir in echten Coaching-Situationen lernen. Für Dich oder jemanden, den Du kennst, ist es die Chance, bei einem unserer angehenden Coaches in einem Einzelcoaching z.B. einen Änderungsprozess in Gang zu bringen, Unterstützung bei einer Zielklärung zu finden oder bei der Lösung einer Problemsituation begleitet zu werden. Es kann dabei beispielsweise um Entscheidungskonflikte, Veränderungen im Beruf, Beziehungsfragen, Zwickmühlen oder Karrierezielen gehen, um nur ein paar mögliche Themen zu nennen.

Der angehende Coach begleitet seinen Klienten ganz individuell bei der Entwicklung seiner eignen Lösung. Dafür stehen pro Termin 60-90 Minuten in bis zu fünf Sitzungen zur Verfügung. Der Klient entscheidet hierbei, wann das Thema für ihn ausreichend bearbeitet ist.

Solltest Du oder jemand aus Deinem Umfeld Interesse an dem Thema Coaching haben und nähere Informationen wünschen, schreib mir gerne. 

 

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Manchmal endet der Jakobsweg auch an der eigenen Haustür …

  1. Liebe Yvonne,
    immer gewisser spürt man aus deinen Blog-Beiträgen, WAS für ein GESCHENK, du dir selbst gemacht hast – mit dem Cut, den du gewagt und den neuen Weg, den du beschritten hast. Es sprudelt und leuchtet regelrecht aus deinen Worten. Und es reißt mit.
    Dein Einblick in deine derzeitige Gedankenwelt kam für mich übrigens genau zur rechten Zeit – ich über mich momentan sowohl im Perspektivwechsel als auch darin, mir das „Unperfekte“ zu genehmigen.
    Danke und weiter viel Inspiration auf deiner Entdecker-Reise wünscht dir deine Sylvia

  2. Claudi

    Hallo Yvonne,
    vielen Dank für dieses Einblick. Ich habe ihn mit sehr viel Freude gelesen und freue mich auf unseren Austausch im Sommer.
    Lass es dir weiterhin gut gehen.
    Liebe Grüße aus Vancouver!

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