Yvonnes Reisen

What a wonderful world!

Rückkehr von der Weltreise

Heute morgen ist es endlich soweit. Ich hatte im Araliya Kaffeewerk in Österreich eine Packung Aliya-Wildkaffee aus Sri Lanka bestellt, die ich voller Vorfreude öffne. Das hat weniger damit zu tun, dass ich eine große Kaffee-Expertin bin, sondern viel mehr, dass ich mich beim Duft der Bohnen an das Pilotprojekt in der Singharaja Garden Eco Lodge erinnere. 200 kg von diesen Kaffeebohnen haben wir Bohne für Bohne sortiert. Nur die unbeschädigten rundlichen Bohnen mit dem geraden Einschnitt kamen in die Jutesäcke, die dann mit dem Containerschiff nach Österreich geliefert wurden. Jeder Helfer wurde gebraucht und so sortierten wir alle gemeinsam.
Mit der Kaffeetasse in der Hand stehe ich nun vor meiner Weltreise-Fotowand, genieße ganz bewußt jeden Schluck, während meine Gedanken zurückschweifen.

Unglaubliche zehn Wochen sind seither vergangen, als ich von Bord der Independent Voyager ging…

Plötzlich ging alles ganz schnell. Die Einfahrt durch die Schleuse in den Seehafen von Antwerpen verschlafe ich, denn es ist mitten in der Nacht, als wir diese passieren. Das ist total schade, denn durch die größte Schleuse der Welt fahren die riesigen Schiffe fast bis mitten in die Stadt. Schließlich liegt der Seehafen von Antwerpen 80 Kilometer landeinwärts. Da habe ich wohl richtig was verpasst.

Sei es drum. Ein letztes Frühstück an Bord, die Offiziere tragen nach 10 Tagen ziviler Kleidung heute wieder Uniform, während die Ladung bereits gelöscht wird. Mit mir geht auch der polnische Kapitän an Land und macht Platz für seinen französischen Kollegen, der das Schiff zurück nach Wilmington steuern wird. Der philippinische Steward hilft mir, meinen Rucksack über die steile Treppe von Bord zu tragen und schon stehe ich mit beiden Füßen wieder auf festem Boden.

Es bleibt keine Zeit für große Abschiedszeremonien, der Shuttle wartet schon auf mich. In der Hafenbehörde reise ich offiziell nach Belgien ein und steige Minuten später in mein Taxi. Kaum sind wir losgefahren, bitte ich den Fahrer aufgeregt, noch einmal kurz anzuhalten. Ich gönne mir einen letzten Blick auf die Independent Voyager und schieße nun endlich das ersehnte Foto von „meinem“ Schiff .

Immer wieder bin ich davon fasziniert, wie schnell sich der Mensch an neue Situationen gewöhnt. Kaum habe ich meinen Rucksack in meinem Hotel abgestellt, finde ich mich schon bei einer Führung durch die Antwerpener Kathedrale wieder.

Das Reisen, Entdecken und Kennenlernen macht mir noch immer riesigen Spaß und ich habe größten Respekt vor meiner Rückkehr in wenigen Tagen. Doch noch lockt Belgien mit seiner wunderbaren Architektur und lenkt mich von meinen Gedanken ab. Einen Tag und eine Nacht verbringe ich im bezaubernden Antwerpen, bevor ich am nächsten Morgen ins nur eine Zugstunde entfernte Brüssel fahre.

Belgien gehörte zu den Ländern, die nicht bewußt auf meiner Weltreiseliste standen.  Der Zufall hatte ergeben, dass mein Frachtschiff hier gelandet ist und dafür bin ich jetzt sehr dankbar. Ich finde Brüssel unfassbar schön. Stunden verbringe ich allein auf dem Grand Place, weil ich mich an der Architektur einfach nicht satt sehen kann – was für ein Meisterwerk.

Enttäuscht bin ich nur ein wenig vom Männeken Piss – DEM Wahrzeichen von Brüssel, das mich sehr, sehr klein von dem berühmten Brunnen anstrahlt.

Ich nasche belgische Pralinen, koste von den famosen Fritten und streife durch die Stadt – durch die eleganten Passagen …

am Königspalast vorbei hin zur Kathedrale. Erhole mich bei einem kühlen Bier im Stadtpark und erlebe, in welches spektakuläre Licht der Grand Place beim Sonnenuntergang getaucht wird.

Für den nächsten Tag steht zunächst das Europaparlament auf dem Programm. Völlig unproblematisch ist es möglich, den Plenarsaal zu besuchen und im Schnelldurchlauf einen kurzen Überblick über die Arbeit des europäischen Parlaments zu erhalten.

Das nehme ich natürlich mit, bevor ich mit der S-Bahn zum Atomium fahre. Ursprünglich wurde das aus neun Atomen bestehende Bauwerk nur für die Expo 58 errichtet, doch die Kugeln mit Restaurant- Ausstellungs- und Aussichtsetagen wurde so gut angenommen, dass es auch heute noch zu den Top-Sehenswürdigkeiten von Brüssel gehört.

Neben der ganz besonderen Architektur beeindruckt mich vor allem die Ausstellung von Bildern des surrealistischen Malers René Magritte und die spannenden Geschichten, die sich hinter seinen Werken verbergen.

Später spaziere ich durch den angrenzenden Park und singe noch einmal aus vollem Herzen die Hymne meiner Reise: „I’m not lost, I am exploring. Life is an adventure worth enjoying. Though I may not know where I’m going, I’m not lost, I am exploring …“ (Ich bin nicht verloren, ich erkunde. Das Leben ist ein Abenteuer, das zu genießen lohnt. Obwohl ich nicht weiß, wohin ich gehe, bin ich nicht verloren, ich erkunde…).

Und so nehme ich mir auch fest vor, dass es genauso bleibt: das Leben als ein Abenteuer zu genießen, Herausforderungen anzunehmen, Vertrauen in mich und das Leben zu haben: So wie es kommt, ist es gut.

Den letzten Abend verbringe ich in einem der zauberhaften Restaurants und koste die Spezialitäten des Landes. Der große Schirm hält den heftigen Regenguss ab, der uns hier draußen heftig erwischt. Der Himmel weint also auch …  🙂

Mit der Deutschen Bahn geht es am nächsten Tag von Brüssel über Frankfurt zurück nach Leipzig. In meinem Magen verspüre ich ein heftiges Grummeln, zu oft hatte ich davon gelesen, dass Langzeitreisende in ein tiefes Loch fallen, wenn sie nach Hause zurückkommen. Jetzt kann man lange darüber philosophieren, ob vier Monate „Langzeit“ sind, für mich fühlt es sich auf der einen Seite an, als wäre ich gestern erst in Sri Lanka angekommen und auf der anderen Seite, als ob ich Jahre unterwegs gewesen bin.

Ich scrolle durch meine Fotos und beschließe schon jetzt, viele davon ausgedruckt in meiner Wohnung zu verteilen. Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben.

Der Zug rollt in den Leipziger Bahnhof. Fast direkt an meinem Abteil steht meine Familie und nimmt mich fest in den Arm – ein warmes Gefühl des Ankommens durchströmt mich.

Kurze Zeit später stehe ich staunend vor meiner Wohnungstür: bunte Luftballons, Schokolade, Sekt und ein „Happy Welcome“-Schild erwarten mich. Fast bleibt mir die Luft vor Rührung weg, wie liebevoll auch meine Freunde mich begrüßen.

Beim gemeinsamen Abendessen mit meiner Familie verfalle ich immer mal wieder ins Englische und muss dabei herzlich über mich selbst lachen.

Später kommt noch eine liebe Freundin mit einer Flasche Prosecco vorbei. Noch verneine ich ihre Frage, ob ich mich auf der Reise verändert habe. Doch sie weiß es an dem Abend schon besser als ich. „Die Welt funkelt aus deinen Augen“ sagt sie zu mir. Wie recht sie damit hat, erkenne ich erst viel später.

Es bleibt keine Zeit, um in ein tiefes schwarzes Loch zu fallen. Neue Projekte stehen an, es geht bewegt weiter und das ist wunderbar. Gleichzeitig bleibt die Reise trotzdem für mich präsent. Die Fotos in meiner Wohnung erinnern mich. In meinem Podcast, der seit meiner Rückkehr wieder regelmäßig Mittwochs und Samstags erscheint, nehme ich die Themen meiner Reise auf und seit kurzem halte ich auch Vorträge über die Erlebnisse und was ich daraus für mich erkannt habe. So ist es nicht klassisch ein „Reisebericht“, sondern ich möchte die Zuhörer inspirieren, sich auch auf ihre eigene Reise zu begeben. Das muss keine Weltreise sein, noch nicht mal eine Reise in irgendein anderes Land. Denn vor allem war es eine Reise zu mir selbst, zu den Sehnsüchten und Träumen und zu vielen Antworten auf die Frage: „Wer bin ich, wenn niemand zusieht“.

Ja die Reise hat mich verändert, ich bin ruhiger geworden, entspannter. Die wichtigste Erkenntnis der vier Monate für mich ist, dass ich alles erreichen kann, wenn ich es wirklich will. Mein Motto lautet: „Ich mach’s jetzt einfach – Mut zum ersten Schritt“ und Mut bedeutet, dass ich mich mit meiner Angst auf meinen Weg gemacht habe. Unsere Realität ist von unseren Vorstellungen abhängig und wir sind zu viel mehr fähig, als wir uns selbst zutrauen…

PS: Nächste Termine für meinen Vortrag
Ich mach’s jetzt einfach – 60.000 Kilometer auf meinem eigenen Weg

24.8.2018, 20.30 Uhr
im Kokopelli – das Travelercafé in Leipzig, Merseburger Straße 105

05.10.2018, 19.30 Uhr
„Im Einklang“ in Leipzig, Nikolaistraße 22

Ich freu mich auf euch…

 

 

 

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Mit der Independent Voyager einmal über den Atlantik …

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Es ist mal wieder Zeit für ein Abenteuer – Indien

  1. Ein wunderbarer Nachspann zu deiner Reise! Ich kam ja schon in den Genuss, hier in Berlin deinem inspirierenden Vortrag lauschen zu dürfen. Deine Leipziger Zuhörerschaft kann sich schon freuen!

  2. Marianne

    Was für ein Genuss und eine Freude, Deine Beschreibung lesen zu dürfen! Danke dafür! Es ist wie immer so, als ob ich Teil davon wäre.

  3. Ach wie schön , liebe Yvonne, dass neben dem Blog nun auch eine rege Vortragstätigkeit dazu beiträgt, dass du andere zum (Allein)Reisen ermutigen kannst. Ich bin schon so gespannt auf dein Buch! Und ich wünsche dir und uns von Herzen, dass wir es bald bestaunen und nochmal komprimiert in deine Wort- und Bildwelten eintauchen können.
    Ich freue mich schon auf unser baldiges Treffen!

  4. Holly

    Liebe Yvonne, ich bin zufällig auf Deinen Blog gestoßen, weil ich im Januar ebenfalls bei Edna &Alli einen Stopp einlegen werde und den link dort entdeckt habe. Hast Du eigentlich auch ein Instagram Profil gehabt? Ich frage, weil ich ab Dez auch 5 Monate reisen werde und dabei das schreiben probieren werde. Mir wurde von einer Fachfrau dringend empfohlen, die Reise auf social media Kanälen darzustellen, da Verlage dann interessierter seien. Instagram scheint für so eine Reisedoku ziemlich geeignet zu sein – habe mir gerade mein Profil eingerichtet…hollyklinktaus. Würde mich sehr interessieren, mich mal mit Dir zum Thema Schreiben auszutauschen! Viele Grüße aus Hamburg und alles Gute für Dein Buch! Holly

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