Ich sitze im Fernbus nach Jerusalem. Wir stauen uns aus der Stadt hinaus. Die mit einer Stunde angegebene Fahrtzeit ist komplett unrealistisch, aber auch nicht weiter tragisch
Der Vorteil an meinem Rückflug am samstäglichen Shabbat – dem Feiertag, der hier sehr streng gehandhabt wird, ist , dass es keinen Stau geben wird. Der Nachteil, es werden vermutlich gar keine Busse fahren. Doch das Problem löse ich Samstag.
Jetzt lasse ich erst einmal die letzten 24 Stunden Revue passieren …
Die Einreise nach Israel erweist sich als absolut unkompliziert. Gut vorbereitet auf alle Fragen des Grenzbeamten – warum bin ich hier, wo werde ich wohnen, wann fliege ich zurück – stehe ich lächelnd am Schalter und werde einfach schweigend durchgewunken. Auch die Sorge, einen Stempel in den Pass zu erhalten, ist völlig unbegründet. Die Aufenthaltsgenehmigung (übrigens für drei Monate!!!) gibt es farbig ausgedruckt im praktischen Visitenkartenformat.
Und schon rollere ich mit meinem Köfferchen über den Geldautomaten-Umweg zum Taxistand und werde zum Fixpreis in mein Hotel gefahren.
Auf einer Skala von 1 bis 10 der bisher erlebten weltweiten Einreisen bekommt Tel Aviv eine glatte 10.
Im zentral gelegenen kleinen „White House Hotel“ ist der Empfang herzlich. Gut ausgerüstet mit einem Stadtplan, Empfehlungen fürs Abendessen und meine morgige Tour bis hin zu Tipps, wie ich günstig und schnell nach Jerusalem komme, stehe ich bald wieder auf der Straße.
Nun gut, zum Meer hätte ich in die andere Richtung laufen müssen, so hab ich mir aber einen ersten Eindruck verschafft. Den Sonnenuntergang über dem Mittelmeer erlebe ich nicht mehr, doch das sich mir bietende Bild auf das in violett schwarze Licht getauchte Meer entschädigt mich dafür
Mit den Füßen im Sand und Meerblick in erster Reihe trinke ich auf das Leben und auch ein wenig auf meinen Mut, hier jetzt allein zu sitzen und zu genießen.
Später schlendere ich in mein Hotel zurück, freue mich über das quirlige Leben in der Stadt. Café an Café, Bar an Bar reihen sich an der Straße. Überall sitzen die Menschen draußen, lachen , schwatzen…
Beim Check out am nächsten Morgen erhalte ich einen Frühstücksvoucher für ein nahegelegenes Café. So sitze ich kurze Zeit später mit der Sonne im Gesicht bei einem leckeren Bagel, dem typisch jüdischen Kringel, den es übrigens schon seit dem 17. Jahrhundert gibt und um den sich eine Reihe von Geschichten ranken
(http://www.worldsoffood.de/specials/was-isst-deutschland/item/2504-der-bagel-das-gebaeck-mit-geschichte-n.html)
Natürlich zieht es mich zuerst wieder zum Meer. Eine breite Strandpromenade führt von hier bis nach Jaffa.
Liebevoll angelegt von Freiluft-Fitnessparks mit allen nur erdenklichen Geräten bis hin zum Museum on the beach. Ich spaziere mit den Füßen im Sand an Reproduktionen aus dem Kunstmuseum vorbei. Picassos, Miros, Chagalls säumen meinen Weg. Was für eine tolle Werbung für das Museum.
Ein paar Kilometer weiter erreiche ich den Hafen von Jaffa. Orangen blühen in dem heutigen Stadtteil von Tel Aviv zwar nicht mehr, doch gibt es hier viel zu entdecken.
Im Hafen schaue ich den Fischern zu, die ihren Fang sortieren und amüsiere mich köstlich über zwei Katzen, die hoffen, dass etwas für sie abfällt.
Direkt um die Ecke bewundere ich in einer alten Lagerhalle Bilder und Skulpturen einheimischer Künstler.
Dann zieht es mich in den Ort auf dem Hügel. Ein Gemisch aus Kunst und Kommerz erwartet mich. Ein bisschen zu gestylt, ein bisschen zu viel Aufgeräumtes. Ehemalige Klöster und Burgen werden zu Luxushotels umgewandelt. Es fehlt das Leben, das Unorthodoxe, das Schiefe. Und doch ist es schön hier.
Ich kann der Versuchung nicht widerstehen , auf die Brücke der Wünsche zu gehen und dem alten Ritual zu folgen, mein Sternzeichen zu berühren, mit Blick auf das Meer, um die Erfüllung meines Herzenswunsches zu bitten. Hier werden Wünsche wahr – so sagt es die Legende
Am Standbild des Glaubens – Jacobs Traum links , die Opferung Isaaks rechts und die Eroberung von Jericho oben – bleibe ich lange stehen. Lehne mich an die linke Seite und denke darüber nach , wovon Jakob wohl geträumt haben mag.
Die Details machen Jaffa aus und ich halte sie im Bild fest.
Von hier hat man einen guten Blick auf die Skyline von Tel Aviv. Die Stadt ist nicht wirklich schön, Baustellen und Skyscraper bestimmen das Bild.
Erst 1909 gegründet explodiert sie förmlich. Im Großraum Tel Aviv leben über 3,5 Millionen Menschen. Sie zählt zu den 50 teuersten Städten der Welt – noch vor Paris und New York. Soviel gibt es über die Stadt zu berichten. Sie mischt mit unter den zehn wichtigsten Hightech Städten, bei Haute Couture und Cuisine. Nicht zu vergessen Love Parade und Gay Festival – eine der Städte, die niemals schläft.
Auf dem Rückweg spaziere ich einmal quer durch Tel Aviv und treffe eher zufällig auf die „Weiße Stadt “ – dem Viertel mit dem größten Bauhaus-Ensemble weltweit, gebaut durch die aus Deutschland vertriebenen Avantgarde-Architekten.
4000 Bauten – 2003 zum Weltkulturerbe der UNESCO erhoben – von luxussaniert bis leicht zerfallen.
Später lache ich mal wieder über mich selbst. Der Name „White House“ für mein Hotel kommt natürlich nicht von ungefähr. Nur dass mir der Stil bei meiner Ankunft nicht wirklich aufgefallen ist…
Ich strolche durch den Karmel-Markt, in dem es sehr orientalisch zugeht und esse die leckersten Falafel meines Lebens.
Bei einem russischen Juden, der vor 25 Jahren hierher gekommen ist, kaufe ich eine Ansichtskarte. Er sagt auf deutsch „Dankeschön“. Ich antworte auf Russisch „Doswidanja“ Wir lächeln uns an – so ist das hier …
Ich hab nicht alles gesehen , mich verlaufen, mich treiben lassen – doch das positive Lebensgefühl der Stadt nehme ich mit.
Bei meinem nächsten Besuch , so der Plan, schaue ich genauer hin, bleibe länger da, komme ins Gespräch mit den Einheimischen, die trotz allem mit der Angst leben. In deren Alltag der Gang zum Luftschutzbunker gehört. Die sich für ein Leben hier entschieden haben – in guten und in schlechten Tagen.
Doch jetzt rollere ich erst einmal mit meinem Köfferchen zur Bushaltestelle.
Mit dem Linienbus zum Busterminal – weiter nach Jerusalem und dankbar für diesen entspannten Tag in der Stadt am Meer.
Doreen
Liebe Yvonne,
es ist schön den Tag mit einem Reisebericht von dir zu beginnen …
Ich wünsche dir spannende Stunden in Jerusalem ….!!
LG
Yvonne
Liebe Sylvia, auf der Brücke gab es die gleichen Wünsche wie diese auf dem Zettelchen an der Klagemauer. Da bin ich konsequent 🙂
Und ich bin ganz sicher, du weißt was drauf steht … Liebe Grüße Yvonne
Sylvia
Liebe Yvonne,
ich würde ja zu gern wissen, ob ich richtig getippt habe, was du dir auf der Brücke der Wünsche gewünscht hast … Naja, das klären wir dann, wenn du wieder zu Hause bist.
Liebe Grüße und beste Wünsche für die Fortsetzung deiner Reise
von deiner Sylvia
Johng96
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Yvonne
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