Nach Kambodscha und Laos entschließe ich mich kurzfristig auch nach Vietnam zu reisen. Alle drei Länder wurden einstmals unter dem Begriff „Indochina“ zusammengefasst. Geprägt im Norden durch die Chinesen und im Süden durch Indien waren sie französisches Kolonialreich. Nach ihrer jeweiligen Unabhängigkeit haben sie sich ganz unterschiedlich entwickelt und nun bin ich neugierig auf Vietnam.
Vom entspannten Luang Prabang ins quirlige Hanoi. Es ist schon dunkel, als ich in Vietnams Hauptstadt ankommen. Von den 95 Millionen Einwohnern des Landes wohnen knapp 8 Millionen in Hanoi und ich vermute, diese sind heute Abend alle auf ihrem Moped unterwegs. Es hupt und kurvt um das Taxi herum.
Wir erreichen mein Hotel in der Altstadt und kurze Zeit später stehe ich mittendrin in diesem vermeintlichen Chaos und versuche die Strasse zu überqueren. Ich erinnere mich an Saigon vor zehn Jahren: einfach loslaufen. Und genau das mache ich dann: entschlossen geradeaus, nicht stehenbleiben, auf keinen Fall zurückgehen. Und es funktioniert. Entspannt fahren die Mopeds um mich herum und ich erreiche die andere Seite.
Mein erster Weg führt mich zum Hoan-Kiếm-See, Hanois berühmter See und ein Oase der Ruhe inmitten der Stadt. Um den See ranken sich die Legenden, doch heute Abend lasse ich Geschichte Geschichte sein und genieße den Rundweg. Ich schaue den Vietnamesen bei ihrer Gymnastik oder beim Federwerfen zu. Auf einer Parkbank erlebe ich, wie mit der Dunkelheit die Lichter an der Brücke zur Jade-Insel erleuchten und kann gar nicht genug von diesen Eindrücken bekommen.
Die Bedienung im Restaurant meiner Wahl erfreut sich an meiner Bestellung: Bun Cha – auf Empfehlung eines Hanoi-Reisenden bestellt- ist auch eines der Lieblingsgerichte der Einheimischen. Kleine über Holzkohle gegrillte Frikadellen werden wie bei einem Fondue in eine Schale aus heißer Brühe gegeben, dazu kommen jede Menge frischer Salat , Kräuter und Reisnudeln, wer mag gibt noch Chilli dazu. Was für ein kulinarischer Abschluss meines Tages.
Am nächsten Morgen erfülle ich mir einen lang gehegten Traum: es geht in die Halong-Bucht, circa 3 Fahrstunden von Hanoi entfernt. Seit ich vor vielen Jahren ein erstes Foto von den Kalksteinfelsen im Meer gesehen habe, steht die Bucht auf meiner Bucket-List und heute nun ist es soweit.
Ich checke für zwei Nächte auf der „Violet“ ein, eines der Schiffe der Heritage Line, die ich schon auf meiner Fahrt von Phnom Penh nach Siem Reap geniessen durfte. Sechs Passagiere sind wir nur an Bord, als wir in See stechen und schon der erste Eindruck ist unbeschreiblich
Ich gebe es ehrlich zu, ich hatte keine Vorstellung davon, wie groß die Bucht ist. Entlang einer 120 Kilometer langen Küstenlinie ragen an die 2000 Felsen unterschiedlicher Größe und Formen aus dem Wasser. Die höchste Erhebung beläuft sich auf 330 Meter. Die zumeist dicht bewaldeten Felsen sind bis auf wenige Ausnahmen unbewohnt. Seit 1994 zählt circa ein Drittel der Halong-Bucht zum Weltnaturerbe der UNESCO.
Der Name geht wieder auf eine Legende zurück, denn übersetzt heißt sie „Die Bucht des untertauchenden Drachen“. Um das Land vor Eindringlingen zu schützen, haben die Götter einen Drachen gesandt. Die Eindringlinge verfingen sich im Gewirr der Inseln als der Drache sie mit mächtigen Schwanzschlägen zurücktrieb. So entstanden die tiefen Kerben, die schroffen Felsen und die zahlreichen Grotten. So zumindest erzählen es die Einheimischen.
Aber auch der tatsächliche Ursprung der Felsen ist beeindruckend genug. Sie entstanden als vor Jahrmillionen durch Beben der mit Muschelkalk bedeckte Meeresboden trocken gelegt wurde. Das verbliebene Oberflöchenwasser versickerte, es bildeten sich Tropfsteinhöhlen und Täler. Durch Erosion stürzte dies alles so nach und nach wieder ein, wodurch die typischen Felsformationen entstanden. Weitere Beben ließen das Wasser wieder in das Meer zurückfließen.
Nebel liegt In der Luft. Der Dunst macht die Landschaft noch geheimnisvoller. Foto um Foto knipse ich von Deck des Schiffes, doch keines wird dem wirklichen Anblick gerecht. Unser Schiff gleitet leise durch das smaragdgrüne Wasser. Wie ein großes Seidentuch breitet es sich aus. Je weiter wir in die Bucht hineingleiten, um so ruhiger wird es um uns herum. Ein mystisch schöner Moment.
Einige Zeit spöter fahren wir mit unserem kleinen Beiboot zur Tien Ong Höhle. Mit einer Fläche von 2000 Quadratkilometern beeindruckend die Tropfsteinhöhle durch die unterschiedlichsten Formen von Stalaktiten und Stalakmiten.
Während des Monsuns flüchten sich hierher für kurze Zeit die Bewohner der Floating Villages aus der Umgebung.
Mit schmale Bambusbooten fahren wir dann auch durch eines der Floating Villages, in dem die Bewohner auf ihren Booten leben. Zumeist leben sie von Fischzucht.
Versorgt werden sie ebenfalls durch Boote, die Lebensmittel und sonstige Dinge vom Festland liefern.
Strom gibt es nur über Dieselmotoren. Das Leben scheint entbehrungsreich. Gleichzeitig hängen die Menschen an ihrer Art zu leben.
Zurück an Bord widmen wir uns den kulinarischen Genüssen und lernen, die leckeren vietnamesischen Frühlingsrollen selbst herzustellen. Überhaupt ist die vietnamesische Küche vielseitig und steckt voller Highlights und so werden wir an Bord sehr verwöhnt.
Zeitig am nächsten Morgen nehme ich an der Tai CHI Stunde auf dem Deck des Schiffes teil. Der Meister konzentriert sich voll auf mich, denn ich bin allein mit ihm und fasziniert von der Kraft und Harmonie der Kampfkunst.
Zum Frühstück geht es heute auf das Schwesterschiff mit dem schönen Namen „Sunset“.
Mit ihm segeln wir zur „Überraschungshöhle“ – die insbesondere mit ihrer Größe beeindruckt. Mit 10.000 Quadratmetern verteilt auf drei Höhlen ist sie die grösste in Halong.
In einer kleinen Bucht werden Kayaks zu Wasser gelassen. Von hier ist der Blick auf die Felsen noch viel beeindruckender. Sanft gleitet mein Paddel durch das seidige Wasser – ein weiterer Glücksssplittermoment meiner Reise.
Die Motorboote, die in einiger Entfernung lautstark um die Felsen cruisen, blende ich einfach aus und genieße den Augenblick.
Am Nachmittag besuchen wir eine Austernfarm und lernen wie Perlen, die aus Muscheln stammen, in Austern veredelt werden. Definitiv nichts für Veganer, denn es gleicht einer kleinen Operation, wenn die Membran der Auster geöffnet wird, um die Perle einzusetzen. Diese färbt sich in einiger Zeit je nach der Innenfarbe der Auster in strahlendes Creme, Rosa, Blau oder Grau. Wunderschön anzusehen und ich bin sehr froh, mein Geld an Bord gelassen zu haben …
Am Abend sitzen wir alle entspannt zusammen an einem großen Tisch beim Abendessen – vier Australier, zwei Briten, zwei Schweizer und ich. Der Abend vergeht wie im Flug und schon bricht der dritte Tag auf dem Schiff an.
Am Morgen noch vor dem Frühstück geht es zum Morgensport. Auf der Titiop-Insel (benannt nach dem zweiten sowjetischen Kosmonauten Titow , der hier mit Ho CHI Minh gewesen ist) klettern wir 400 Stufen zu einem Aussichtspunkt. Der schweißtreibende Aufstieg hat sich gelohnt, der Ausblick ist grandios.
Nach dem Frühstück wird es langsam Zeit zum Abschiednehmen. Noch ein paar letzte Eindrücke und dann sind wir auch schon wieder im Hafen gelandet.
Mit dem Bus geht es zurück nach Hanoi – Fortsetzung folgt …
Marion
Traumhafte Bilder – da bekomme ich auch gleich Fernweh!
Dir weiterhin eine phantastische Reise!
Liebe Grüße
Marion
Petra Landmann
Liebe Yvo, dank deiner Beschreibung war ich eben kurz in der Halong- Bucht. Kopfkino hat funktioniert. Genieße weiter in vollen Zügen! Liebe Grüße aus Berlin, Petra
Yvonne
Liebe Petra, das freut mich sehr. So soll es sein.
Alles Liebe
Yvo
Doreen
Über den Bericht habe ich mich sehr gefreut … Habe auch so schöne Erinnerungen an die Halong-Bucht und Hanoi ….
Yvonne
Ich weiß :-). Ich hab dabei ganz oft an dich gedacht. Beitrag zu Hanoi kommt heute
Liebe Grüße aus dem Westen von Australien …