Heute endet unsere Rundreise.
Auf dem Programm steht zunächst noch die Besichtigung der Felsenhöhlen von Dambulla, die einmal mehr hoch oben auf dem Felsen thronen. Am Fuße des Felsens kaufe ich ein paar Blumen, um sie als Opfergabe hier zu lassen. Kaum verschnaufen wir kurz auf den vielen Treppen, als es plötzlich kräftig an meinem Arm zerrt. Einer der vielen Affen, die sich hier am Tempel niedergelassen haben, reißt einen der Blütenköpfe ab, um ihn dann direkt genussvoll von meinen Augen zu verspeisen.
Unterwegs halten wir kurz an. Mein Fahrer kauft Nüsse, Früchte und Süßigkeiten, um mich bis nach Colombo damit zu füttern. Ich lache, als ich die Tüte mit den Rambutan öffne, denn mit den stachligen Kugeln hat er auch eine ganze Armee kleiner Ameisen erworben.
Wir philosophieren ein wenig, mit welchem Business ich mich in Sri Lanka selbständig machen könnte. Mir fällt als erstes ein Teahouse ein. Mein Fahrer rät mir eher dazu, ein kleines Stück Land zu kaufen und mit einem B&B und vielleicht vier Zimmern zu starten, um dann später zu expandieren. Kein schlechter Gedanke – zumindest in der Theorie. Wie kompliziert die praktische Umsetzung wäre, erfahre ich später von Alfons und Edna.
Es ist Mittag als wir Colombo erreichen und da heute Abend der Vollmond am Himmel steht, wird in Sri Lanka ein Feiertag begangen. Die sonst so überfüllten Straßen sind menschenleer. Wir fahren durch alle Stadtteile und ich lerne Colombo als eine moderne Metropole kennen, die auf dem Weg ist, zu anderen asiatischen Großstädte aufzuschließen.
In der Nähe des World Trade Centers befindet sich mein Hotel. Wir verabschieden uns voneinander und plötzlich stehe ich allein in der Lobby des sehr cleanen, fast sterilen Hotels. Ich vermisse ihn schon jetzt, meinen Fahrer, der eine Woche lang immer an meiner Seite war. Hatte ich zu Beginn der Rundreise noch das Gefühl des eingeengt seins, stelle ich nun fest, dass es auch schön ist, Erlebnisse miteinander zu teilen. In meinem Hotelzimmer krabbeln die kleinen Ameisen aus der Tüte mit den restlichen Rambutan und zaubern ein Lächeln in mein Gesicht.
Bald schon stehe ich wieder auf der Straße, denn heute ist der Tag, an dem ich mich um die Mitbringsel für die Lieben daheim kümmern möchte. Aus dem Reiseführer habe ich mir den genau dazu passenden Markt ausgesucht. Doch was habe ich dabei nicht beachtet? Es ist Fullmoonday und damit hat auch der Markt geschlossen – wie ärgerlich.
Zögernd stehe ich noch auf der Straße, als mich ein älterer Herr anspricht. Gleich ist eine Zeremonie in einem der Tempel, ob ich ihn nicht begleiten möchte. Er spricht gut deutsch, behauptet als Koch im Hilton in Berlin gearbeitet zu haben. Schnell winkt er ein Tuktuk heran und während wir zum Tempel fahren, zeigt er mir auf seinem Smartphone Fotos von Berlin.
Das Gangaramaya ist Colombos populärstes Stadtkloster.
Es gibt auf engsten Raum neben der Dagoba, dem heiligen Bodhi-Baum und einer sehr schönen weißen Buddha-Statue mehrere Ausstellungshallen, in denen von Büchern, Buddhas bis hin zu Schallplatten alles zu sehen ist. Und obwohl dies alles wie ein kunterbuntes Durcheinander scheint, fühle ich mich hier sehr wohl.
Meinen selbsternannter Guide zieht es weiter. Ich verstehe, dass er mir einen Hindutempel zeigen möchte und ich bin zu gut erzogen, um ihm zu sagen, dass ich lieber hier bleiben möchte.
Der TukTuk-Fahrer hat auf uns gewartet. Unser Weg führt allerdings nicht zu einem weiteren Tempel sondern direkt hinter verschlossene Türen eines Schmuckhändlers. Der zeigt mir die Edelsteinvielfalt Sri Lankas, ich höre artig zu und kaufe nichts.
Zurück beim Pseudo-Guide bitte ich darum, dass wir zum Tempel zurückfahren. Wenige Minuten später hält das TukTuk wieder vor dem Tempel, ich erkläre, dass ich natürlich die Kosten der Fahrt übernehme. So steigt der Guide also aus, bleibt neben dem Dreirad stehen und hört weg, als der Fahrer mir einen unverschämt hohen Preis abnehmen will. Ich bin zu sehr geschockt, als dass ich mich mit großem Nachdruck dagegen auflehne. Im Nachhinein betrachtet, könnte ich für den Preis das TukTuk fast gekauft haben. Ich stehe sprachlos vor dem Pseudo-Guide, drücke auch ihm noch Geld in die Hand. Sobald er verschwunden ist, realisiere ich, dass ich zum erstenmal auf eine Touristenabzocke hereingefallen bin. Vermutlich teilt er sich hinter der nächsten Ecke den Reingewinn mit dem Fahrer. Ich ärgere mich maßlos – nicht über die insgesamt 30 Euro, die ich soeben in den Sand gesetzt habe, sondern über die Unverhältnismäßigkeit zu den anderen Leistungen, die während meiner Reise für mich erbracht worden sind und ein Bruchteil davon gekostet haben.
Doch alles Ärgern nützt nichts. Ich verbuche es unter Erfahrung. mische mich unter die Gläubigen im Tempel und schließe mich den Zeremonien an. Ich opfere dem Buddha eine Lotusblüte und flüstere ihm meine Wünsche für die Zukunft zu, danach zünde ich ein Öllicht an. Wie die anderen laufe ich dreimal um den heiligen Bodhi-Baum, gieße seine Wurzeln und halte meine Hände an den starken Stamm. Ruhe kehrt in mir ein und ich streife die unangenehme Erinnerung wie eine alte Haut ab.
Die Sonne schickt sich schon an, unterzugehen.
Schnell begebe ich mich auf den Weg zum Stadtstrand von Colombo, denn auch Sri Lankas Hauptstadt liegt am Indischen Ozean. Glutrot steht der Feuerball über den Meer. Bude an Bude reihen sich an der Strandpromenade dicht gedrängt nebeneinander auf. Überall werden die gleichen Speisen verkauft.
Ich entscheide mich für ein Sri Lanka Omelett mit einer scharfen Sauce. Aufgeregt läuft der Verkäufer mir hinterher. Ich hatte ihm statt der 50 Rupien (30 Cent), versehentlich 500 Rupien (3 Euro) gegeben. Er gibt mir mein Wechselgeld und ich bin durch diese ehrliche Geste wieder mit der Welt versöhnt.
Um das Wechselbad der Gefühle an diesem Tag wieder zu harmonieren, freue ich mich auf ein Glas kühlen Weissweins im Innenhof des Dutch Hospitals. Der Kellner bekommt große kugelrunde Augen, als ich danach frage: „Sorry Madam – it’ s Fullmoonday“
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