Flughafen Doha – 1:00 Uhr Nachts. Irgendwo zwischen den Welten – 2 Zeitstunden und 6 Flugstunden von zu Hause getrennt, 4 Flugstunden noch bis zu meinem Reiseziel. In wenigen Stunden werde ich in Delhi frühstücken. Wie konnte das passieren?
Indien stand nie wirklich weit oben auf meiner Reiseliste. Es ist das Land, das sich mit all seinen Extremen und Kontrasten mit nichts vergleichen läßt und vor dem ich genau aus diesen Gründen großen Respekt habe. Lärm, Müll, Gestank und Armut fallen mir ein, wenn ich an Indien denke. Aber auch Fortschritt, Kultur, Tempelfeste und Lebensfreude gehören zu dem Land. Spiritualität ist wichtig, auch für die jungen modernen Inder. Sie spielt dort eine weitaus größere Rolle als bei uns. Die Tempel sind voll und die religiösen Feste werden farbenfroh und fröhlich gefeiert. Indien wird gerne als eines der, wenn nicht sogar als das Land religiöser Vielfalt beschworen. In keinem anderen Land existieren so viele Religionen nebeneinander. 80% aller Inder sind Hindus, immerhin 13% bekennen sich zum Islam, auch Buddhisten, Christen, Sikhs, Jains, Parsen und Juden sind zu finden.
Indien ist das Land mit der größten Demokratie der Welt: 1,4 Milliarden Menschen und damit 17% der Weltbevölkerung leben auf einem riesigen Territorium, dass sich 3200 Kilometer von Nord nach Süd und 3000 Kilometer von West nach Ost erstreckt.
Das alles wußte ich noch nicht, als Indien in meinen Fokus geriet. Ende letzten Jahres hörte ich in einem Podcast erstmals etwas über Astro-Kartographie, was mich sehr faszinierte. Bei der Astro-Kartographie wird das Geburtshoroskop auf die Weltkarte projiziert. Dabei werden dann die Orte auf der Weltkarte angezeigt, an denen spezielle Energien in uns angestoßen und zum Schwingen gebracht werden, zu denen wir sonst vielleicht keinen oder nur erschwert Zugang haben. Das Ganze hat etwas mit den Planeten und ihrer Konstellation zu den Achsen zu tun. Was für mich spannend dabei war, Reiseziele zu finden, deren Energie gut für mich ist. Und so nahm ich neugierig wie ich nun einmal bin, Kontakt zu einer Astrokartographin auf. Anhand meines Geburtsdatums und meines Geburtsortes schauten wir uns die Planetenkonstellationen an. Als sie mir erklärte, die für mich beste Energie würde ich in Indien spüren, wehrte ich dies vehement ab. Das muss auf jeden Fall ein Irrtum sein, doch Luisa lächelte mich nur an und setzte so einen kleinen Keimling in mein Herz …
Energie geht dahin, wo die Aufmerksamkeit ist. Natürlich stolperte ich die nächsten Wochen über alles, was irgendwie mit Indien zu tun hat. Ich hörte in mich hinein, welche Gründe für eine Reise sprechen könnten. Auf jeden Fall mein Interesse an der Kultur und der gelebten Spiritualität, aber auch die Möglichkeit, einmal wieder eine Ayurveda-Kur zu erleben, um den seit März dieses Jahres wabernden Virus in mir wieder einschlafen zu lassen.
Natürlich stellte ich mir eine Reiseroute zusammen, die viel zu viel für einen Monat enthielt, denn den hatte ich mir als zeitlichen Rahmen gegeben. Hatte ich auf meiner Weltreise nichts gelernt – zu viel in zu kurzer Zeit? Ich wog ab, plante, verwarf und stieß, kurz bevor ich die Reise zu den Akten legen wollte, auf ein Angebot des Reiseveranstalters „Neue Wege“. Unter dem schönen Namen „Göttin Ganges“ fand ich eine Gruppenreise für zehn Personen entlang des heiligen Flusses, die fast alle meine Wunschorte enthielt. Die Reise startet an der Mündung des Flusses in Kalkutta und verläuft stromaufwärts entlang von Bodhgaya, dem Ort, wo Buddha unter dem Bodibaum Erleuchtung fand, zum heiligsten Orte der Hindus, Varanasi, in dem der Tod zum öffentlichen Leben gehört, weiter nach Rishikesh am Fuße des Himalayas, der Hauptstadt des Yogas, bis nach Hardiwar, wo der Ganges aus dem Himalaya austritt und so sauber ist, das man darin sogar baden kann.
Fasziniert nahm ich Kontakt zum Veranstalter auf und zählte alles auf, was mein Herz begehrte. Ayurveda in Kerala, eine Lesung in der Palmblattbibliothek in Bangalore (dazu komme ich später), die Reise entlang des Ganges in der Gruppe und dann für mich allein noch ein Abstecher nach Armritsar zum Goldenen Temple der Sikh. Der Mann am anderen Ende des Telefons schmunzelte und meinte entspannt: „Dann habe ich ja jetzt gut zu tun“. Keine 24 Stunden später lag mir das komplett ausgearbeitete Programm nach exakt meinen Wünschen vor und ich sagte „Ja“ – vermutlich war ich die schnellst entschlossene Entscheiderin, die er je erlebt hat.
Die Fragen, ob ich nicht Rajastan mit seinen Königspalästen bereisen oder nach Agra wollte, um das Taj Mahal zu sehen, verneinte ich leicht überheblich. „Ich bin doch kein typischer Tourist“ sagte ich arrogant und schneller als ich denken konnte, verführte mich das Universum genau dazu.
Denn kaum hatte ich meine Unterschrift unter den Reisevertrag gesetzt, meldete sich meine Freundin aus Wien. Sie ist Chefredakteurin eines Reisemagazins, für das ich schon einige Male einen Artikel geschrieben habe. Gerade hatte sie eine Pressereise durch Rajastan angeboten bekommen, die sie nicht selbst wahrnehmen konnte. Ob ich nicht Lust hätte … Der Reisezeitraum lag direkt vor meinem eigenen, 2 Tage dazwischen waren zu überbrücken. Veranstaltet von einer der führenden Hotelketten Indiens führt die Reise von Delhi nach Agra – das Taj Mahal bei Sonnenaufgang – wer kann da schon wirklich nein sagen? – Jaipur und Udaipur mit ihren Palästen und zum Schluss noch einen Ausflug nach Mumbai in die größte Stadt des Landes, die unter anderem wegen ihrer vielen Bollywood-Filmstudios bekannt ist.
Ich rang heftig mit mir – insgesamt sechs Wochen Indien, darf ich das? Will ich das? Nach kurzem Überlegen sagte ich zu, buchte meinen Flug auf das neue Datum und auf Delhi um und bin nun sehr gespannt, was mich erwarten wird.
In drei Stunden bin ich mit den drei anderen Journalisten zum Frühstück verabredet, die mit mir gemeinsam das Abenteuer Indien beginnen werden.
Nach einer schlaflosen Nacht in einem viel zu kalten Flugzeug bin ich nun doch etwas aufgeregt. Weil Indien mich noch mehr als die anderen Länder, die ich bisher bereist habe, dazu bringen wird, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen, mit meiner Einstellung zu vielen Dingen (Wann macht es Sinn, sich über etwas aufzuregen?). Weil jede Reise im außen auch eine Reise zu mir ist und auch da gibt es noch immer etwas Neues zu entdecken.
„Indien ist kein eigenes Land, Indien ist ein eigenes Universum“ – fasst es ein Sprichwort passend zusammen. Ich bin bereit dafür und freue mich sehr, wenn ihr mich auf dieser Reise begleitet.
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Marianne
Danke, dass ich auf diese Weise mitreisen darf 🤗
Jörn Olbrich
Wow! …liebe Yvonne,… das klingt alles so aufregend!! Ich wünsche Dir eine wunderbare Reise und ich werde Deinen Blog hier verfolgen. Lass es Dir gut gehen. Herzliche Umarmung und Grüße
Jörn
Sylvia
Wie schön, liebe Yvonne, dass wir dich danke deines Blogs wieder auf deiner Reise begleiten dürfen. Ich bin gespannt und wünsche dir eine begeisternde Zeit!
Marion
Ich reise auch in Gedanken mit Dir – einige Orte habe ich gesehen, die mich sehr aufgewühlt haben, mal sehen ob das Indienfeeling durch Deine Berichte wieder zurück kommt. Ich wünsche Dir eine inspirierende Zeit! Alles Liebe
Kristin Hinz
Hallo liebe Yvonne! Ich freu mich wieder mit dabei sein zu dürfen! Viel Freude und ganz viel Kontakt zu Deinem inneren Universum wünsche ich Dir auf Deiner Reise. Alles Liebe! Kristin