Noch völlig verschlafen sitze ich morgens 6 Uhr in der kleinen Maschine von Perth nach Alice Springs, der einzigen größeren Stadt im Zentrum Australiens. Mindestens 1500 Kilometer von allen anderen größeren Städten entfernt, ist sie eine kleine Oase inmitten der Wüste. Ihre Existenz verdankt die Stadt der Transaustralischen Telegraphenleitung, die 1872 mitten durch die Wüste gelegte wurde. Heute ist Alice Springs das Tor zum Outback und der Startpunkt für meine dreitägige Tour.
Schon vom Flugzeug aus stechen weiß die Salzfelder aus der Wüstenlandschaft hervor – ein faszinierender Anblick und eine Einstimmung auf das, was mich die nächsten Tage erwarten wird.
Es ist zu früh zum einchecken in meinem Hotel, so werfe ich nur den Rucksack ab und spaziere einfach los. Das Städtchen selbst hat nicht viel zu bieten und so zieht es mich zum Botanischen Garten. Energie- und Kraftorte zu spüren ist der rote Faden meiner Reise, die hier ihren Höhepunkt findet. Die rote Erde, dazu der blaue Himmel im Kontrast – mein Herz wird weit. Es ist, als ob meine Seele ihre Heimat gefunden hat. Immer wieder summe ich eines meiner Lieblingslieder: I‘ve been traveling a day, I‘ve been traveling a year. I‘ve been traveling a lifetime to find my way home. Home is where my heart is … – und das ist ganz sicher hier.
Es wird schon langsam dunkel, als ich mein Hotel erreiche. Nur noch schnell den Rucksack für die nächsten Tage gerichtet, der Großteil des Gepäcks bleibt hier.
Auch diese Nacht wird kurz …
Wir sind zu zehnt in unserem Gefährt – einem Mittelding zwischen komfortablen Bus und Geländewagen – in dem wir mit Phill, unserem sympathischen Guide, die nächsten Tage verbringen werden. Voller Lebensfreude und Schalk in den Augen schreibt er die Regeln unserer Tour an die Fensterscheibe:
Drink Water (das wichtigste bei 36 Grad überhaupt)
Help out (jeder ist für alles verantwortlich, insbesondere fürs Gemüseschnippeln)
Fliegen heißen ab sofort „Chazwazza“ – sein Phantasiename für eine Plage, die wirklich sehr, sehr unangenehm ist.
Smile – dafür braucht es eigentlich keine Aufforderung, denn wir alle sind hingerissen von der Landschaft, die sich uns bietet.
Phill ist für die nächsten 1500 Kilometer unser Fahrer, Guide, Koch, Lagerfeuerexperte und Troublemaker. Schnell wird unsere kleine Gruppe zu einer wunderbaren Gemeinschaft.
Nach gut sechs Fahrstunden ist es dann soweit – vor uns liegt der Ayers Rock, ein gewaltiger Sandsteinmonolith mitten in der Wüste. Die Aborigines nennen ihn Uluru. Für sie ist es ein heiliger Berg, um den sich viele Legenden ranken. Schon tausendmal auf Fotos gesehen, bereitet einen niemand auf diesen Anblick vor. Ganz allein stehen wir in der Mittagshitze an einem Aussichtspunkt und lassen den Berg auf uns wirken.
Im Cultural Center, das von einem Stamm der Aborigines betrieben wird, erfahren wir mehr über die Legenden des Berges, über Traumzeitgeschichten und über ihren Wunsch, dass der von ihnen heilig gesprochene Berg nicht bestiegen wird. Vor 30 Jahren gab die Regierung den Aborigines die Rechte an dem Felsen zurück, den sie nun ihrerseits an die Regierung verpachtet haben.
Und so ist es auch eine Aborigines, die uns gemeinsam mit einer jungen Dolmetscherin zum Berg begleitet. Sie erzählt von den Familientraditionen, von der Rolle der Frauen und Männer, der Mütter und der Frauen. Sie zeigt uns die Höhlen des Uluru und die Felsenzeichnungen darin, die die Weisheiten der Ureinwohner von Generation zu Generation transportiert haben.
Später kehren wir zurück zu unserem Aussichtspunkt, an dem sich nun auch andere Gruppen versammelt haben. Schnell baut Phill einen Stehtisch auf. Den Sonnenuntergang erleben wir mit einem Glas Sekt in der Hand, das wir immer wieder zur Seite stellen, denn die Hauptattraktion ist der Monolith, der tiefrot aufglüht, bevor die Sonne endgültig untergeht.
Es ist schon dunkel, als wir unseren Campingplatz erreichen. An einer langen Tafel tauschen wir uns beim Abendessen über unsere Eindrücke aus.
Den Sternenhimmel sieht man am besten von einer kleinen Aussichtsplattform unweit des Camps, bevor wir in unsere Swags (Zeltböden mit Matratze) verschwinden. Über uns die Sterne des Südens, die so schön sind, dass ich die ganze Nacht kein Auge schließe .
Es ist noch dunkel, als Phill 4:30 Uhr das Feuer neben unserer Schlafstelle wieder anfacht.
Leise erklingt aus dem Lautsprecher „Morning has broken“. Nach einem schnellen Frühstück sind wir bald schon wieder unterwegs . Diesmal zum Sonnenaufgang zum Uluru.
Danach fahren wir weiter zu den Katja Tjuta, einer Bergkette von 36 Bergen. Übersetzt heißt das „Kleine Köpfe“. Was damit gemeint ist, ist unschwer zu erkennen, wenn man die Berge von weitem betrachtet.
Genau wie der Ulruru sind sie vor circa 550 Millionen Jahren entstanden und auch diese Berge sind für die Aborigines heilig. Wanderwege führen durch die Schluchten, immer wieder eröffnen sich neue Aussichtspunkte, die für den teilweise beschwerlichen Aufstieg (und meine Sorge, wie komme ich hier jemals wieder runter) entschädigen.
Unsere zweite Nacht verbringen wir in einem privaten Camp mitten im Busch.
Von hier haben wir einen fabelhaften Ausblick auf den Kings Canyon, durch den wir am nächsten Tag wandern werden. Doch zunächst genießen wir unser Barbecue und zum Nachtisch das Apfelbrot, das ich eigenhändig kneten durfte 🙂
Noch eine zweite Nacht im Swag unter dem Sternenhimmel. Ich werde Schlaf nachzuholen haben.
Und natürlich weckt uns Phill wieder 4:30 – der Weg zum Kings Canyon ist weit und wir duseln alle ein wenig in unseren Sitzen. Es ist die größte Schlucht Australiens und bietet eine Reihe von Wanderwegen. Um die große Hitze zu vermeiden, gehen wir zeitig genug los. Auf einem circa 6 Kilometer langen Rundweg werden wir mit atemberaubenden Landschaften belohnt.
Auf der Hälfte des Weges gelangen wir zum Garten Eden, einem permanenten Wasserloch, dass eine subtropische Vegetation mit sich bringt. Während rings um den Canyon die Vegetation sehr karg ist, hat sich so hier eine faszinierende Pflanzenwelt herausbilden können.
Und schon ist es Zeit für ein letztes gemeinsames Mittagessen. Wir schnipseln all unsere Vorräte klein, um sie in wraps zu rollen.
Auf einem langen staubigen Weg geht es zurück nach Alice Springs. Die Tour ist zu Ende, die Erlebnisse bleiben für immer.
Petra Landmann
Winterliche Ostergrüße aus dem leider noch kalten Berlin an die Sonnenschein- Reisende. Tolle Erlebnisse, die Schilderung lässt ein wenig Fernweh aufkommen. Als Brotbäckerin machst du aber auch einen guten Eindruck! Genieße weiter die Weltenbummelei, auch wenn so manche kleine Strapaze dabei ist! Liebe Grüße, Petra
Delia
So schöne Bilder!
Als Stewardess komme ich ja wirklich viel rum, aber Australien fliegt meine Arline leider nicht an – ist auch n bissel zu weit weg 😉 Umso eher steht Australien auf meiner Bucketlist. Nach dem Lesen deines Blog Beitrags steht es jetzt fest: Australien ich komme!
LG Delia
Yvonne
Liebe Delia, schön, dass ich dich inspirieren konnte und ja – Australien ist einzigartig – so intensiv, farbenprächtig und facettenreich
Für mich steht auf jeden Fall fest – ich komme wieder 🙂
Liebe Grüße Yvonne