Die Nacht des 21.Dezember ist die längste Nacht des Jahres. Es heißt, in der Tiefe der Nacht wird das Licht neu geboren.
Eine schöne Vorstellung – und so habe ich hier an meinem Schreibtisch im Haus am Indischen Ozean eine Kerze aufgestellt, lausche dem Toben der Wellen und habe endlich wieder Lust meine Finger über die Tastatur meines Laptops tanzen zu lassen.
Loslassen und Neubeginn – so ist das Motto der Reise, zu der ich mich bereits vor über einer Woche auf den Weg gemacht habe – fünf Wochen Auszeit auf Sri Lanka – ankommen – vor allem bei mir selbst-, die ersten Schritte auf den neuen Weg gehen. gesunden, erholen, kreativ sein, schreiben, Recherchen anstellen, Pläne in Taten umsetzen – so viele Dinge, die ich hier – knapp 8000 Kilometer von zu Hause entfernt – wie immer sofort und auf der Stelle umsetzen möchte. Mit dabei auf der Reise eine dicke Mappe mit einer Sammlung aller wichtigen Unterlagen, von denen ich glaubte, ich benötige sie unabdingbar für den „Neustart“. Noch liegt sie aber unangetastet neben mir … Das Tempo hier ist einfach ein ganz anderes.
Über 24 Stunden dauert meine Anreise. Mein Gedanke, den Neubeginn auf meinen Geburtstag zu legen, war in der Theorie sicher gut – in der Realität ist es dann doch eher anstrengend. Mit dem Zug zum Frankfurter Flughafen – aus irgendeinem Grund zu knapp kalkuliert und nicht mit dem Shuttlebus gerechnet, der mich gemächlich von einem Terminal zum anderen bringt, erreiche ich den Check In meiner Fluglinie. Der Mann am Abfertigungsschalter schaut mich kopfschüttelnd an „Wo Sie Ihre Ruhe hernehmen – in fünf Minuten schließen wir hier“ ‚Noch einmal Glück gehabt‘ denke ich und hetze zur Sicherheitskontrolle. Dort gibt es einen Scanner – wunderbar, damit erspare ich mir das nervige Abtasten durch die Beamtin. Leider falsch gedacht, denn während sie mich einmal gründlich untersucht, erklärt sie mir nebenbei, dass der Bodyscan nur dazu da sei, den Beamten zu zeigen, wo sie genauer nachfassen müssen. Aber auch das überstehe ich, gehe direkt zu meinem Gate, das Boarding hat tatsächlich schon begonnen. Da der A 380 aber ein sehr großer Vogel ist, dauert es noch ewig, bis ich endlich meinen Sitz erreiche und wir abheben.
Sechs Stunden sind es bis Dubai und durch die Zeitverschiebung ist es schon früher Morgen, als wir dort landen. Über drei Stunden Aufenthalt, der Flughafen ist nicht wirklich schön und die Jagd auf einen Kaffee erweist sich als schwierig, Irgendwann gebe ich enerviert auf und lege mich quer über mehrere Stühle, um die Zeit bis zum Abflug nach Colombo schlafend zu überbrücken.
Diesmal habe ich bei der Reiseplanung wirklich überhaupt nicht aufgepasst. Wir legen einen Zwischenstop auf Male, der Hauptinsel der Malediven ein. Eine Reihe von Passagieren verlassen uns hier. Beim Anflug schaue ich absichtlich nicht aus dem Fenster, um nicht diese hübschen kleinen Inseln zu sehen, die wie Spiegeleier aufgeschlagen im Meer unter uns liegen. Wer weiß, vielleicht wäre ich sonst einfach auch in Male von Bord gegangen und hätte alle Pläne über den Haufen geworfen.
Die Stewardess bittet uns, auf unseren Plätzen zu verharren, während die Maschine für die zusteigenden Passagiere vorbereitet wird.
Eine ganze Mannschaft von Reinigungskräften arbeitet sich systematisch durch die Reihen. Bienenfleißig werden Kissen neu bezogen, Gurte zurecht gelegt, geputzt und gerichtet. Eine Stunde später ist die Maschine bis auf den letzten Platz gefüllt und es geht weiter in die Hauptstadt Sri Lankas nach Colombo.
Ein bisschen flau im Magen ist mir dann schon als wir an der Passkontrolle anstehen. Ich habe ein Touristenvisum für 30 Tage in der Tasche und werde 35 Tage auf der Insel bleiben. Ich weiß, dass es möglich sein wird, die Verlängerung des Visums in Colombo zu erhalten und doch gehen mir einige unheilvolle Gedanken durch den Kopf, die von dem Hinweis einer Bekannten :„Die lassen dich gar nicht erst rein, wenn du nicht einen passenden Rückflug vorweisen kannst“ bis hin zur Mahnung der deutschen Botschaft in Sri Lanka „Kümmern Sie sich um die Verlängerung des Visums, es drohen hohe Dollarstrafen und Gefängnis“reichen. Strahlend übergebe ich dem Passbeamten meinen Pass, der drückt einen Stempel hinein und wenige Minuten später nehme ich meinen Koffer vom Gepäckband – so einfach ist das.
Geld getauscht, Fahrer vom Ayurvedaresort, in dem ich die nächsten zwei Wochen verbringen werde, gefunden und schon sitze ich im Auto nach Tallale, über drei Fahrtstunden von Colombo entfernt. Ich nutze die Zeit, um erstmals nach drei Jahren mein „Tagebuch einer Ayurveda-Kur“ zu lesen, amüsiere mich köstlich über meine damaligen Erlebnisse und freue mich auf das, was vor mir liegt.
Als ich endlich 22 Uhr im schon schlafenden Surya Lanka ankomme, gehen die Formalitäten schnell. Bald hab ich mein Zimmer bezogen und höre das erste Mal wieder das Rauschen des Ozeans und das laute und glecihmäige Zirpen der Grillen . Angekommen – endlich .
Fortsetzung folgt 🙂
Gerd
Liebe Yvonne
Dir wünsche ich, dass Du Dich alsbald voll und ganz auf diese Deine Welt der nächsten 35 Tage einlassen kannst.
Vollkommen überzeugt bin ich, dass die von Dir erwähnte Mappe geduldig einer Aufmerksamkeit harren wird, selbst wenn Du Dich ihr erst im nächsten Jahr zuwenden wirst.
Welche ein Geschenk es doch sein sollte, ohne den Gedanken an ein Muss nach dem Ende einer Reise in das Jetzt und Hier respektive Dort eintauchen zu können.
Viele Grüße zur Wintersonnenwende wünscht Dir
Gerd
Kristin
Liebe Yvonne,
schön, wieder von Dir zu lesen. Deine Leichtigkeit gibt mir gute Tagesgedanken. Ich sollte mir vielleicht angewöhnen, Deine Blogs am frühen Morgen zu lesen.:-)
Ich habe Dich lieb meine liebe Tante und ich freue mich, dass es Dir gut geht!
Kristin
Christine
Liebe Yvonne,
Schön , das du wieder schreibst…
Drück dich
LG Christine
Sylvia
Liebe Yvonne,
weißt du, dass ich mich richtig gefreut habe, erst einmal NICHTS von dir zu lesen?!
Natürlich nicht, weil ich deine Blogeinträge nicht mag.
Sondern weil ich es wunderbar fand, dass du dir die Zeit genommen hast, erst einmal nur anzukommen und faul zu sein.
Du siehst ja, dass dir die Schreib-Lust nicht abhanden gekommen ist, sondern dass sie nach den Anstrengungen der letzten Zeit nur Reife-Zeit brauchte.
Ja, und nun sprudeln sie wieder ganz und gar yvonne-authentisch aus dir heraus, deine Reise-Berichte – und reißen mich wie immer voll mit. Ich freue mich schon auf mehr.
Wie schön, dass du dort auf alte Bekannte triffst, die sich sogar noch an dich erinnern. Du hinterlässt eben einen bleibenden Eindruck …
Sei herzlich umamt aus der Ferne und genieße die Feiertage mit dem schönsten Geschenk, das du dir selbst machen konntest als Einstieg in den Neubeginn: mit Ruhe und Gemütlichkeit ;-))
Liebe Grüße deine Sylvia