Yvonnes Reisen

What a wonderful world!

Der perfekte Tag in Kandy

Am Morgen genieße ich von der Terrasse des Hotels den weiten Blick über die fünf grünen Berge, die die ehemalige Königsstadt Kandy umschließen. Jahrzehntelang boten diese den Königen Schutz vor europäischen Eindringlingen, bis das britische Empire 1815 den letzten Monarchen zur Abdankung zwang. Von hier oben sehe ich auch den Kandy Lake, der unter dem letzten König 1812 künstlich angelegt wurde und sich direkt an den berühmten Zahntempel anschließt. Mit einem vier Kilometer langen Uferweg ist er schon recht groß und verleiht der quirligen Stadt eine angenehme Atmosphäre.   Ich freue mich auf meinen „Kandy-Tag“, der entspannt mit einem Besuch im Botanischen Garten beginnt. Schon 1371 als königlicher Lustgarten von den Briten angelegt, wurde er 1821 zur botanischen Forschungsstation umgebaut. Drei Jahre später begannen die erstem Versuche, Teepflanzen aufzuziehen. Heute findet man auf dem 64 Hektar großen Gelände über 4000 verschiedene Pflanzen, aber insbesondere viel Ruhe, innere Gelassenheit und Muse zum Nachdenken. SONY DSC Mein Fahrer veranschlagt zwei bis drei Stunden für meinen Spaziergang. Das meint er ja sicher nicht ernst.  Als ich nach weit über zwei Stunden das erstmal auf  die Uhr schaue, leiste ich im Stillen Abbitte. So sehr hat mich der Garten fasziniert und inspiriert. Ging es zunächst sehr lustig zu, als ich im Gewächshaus auf die Zimmerpflanzen der 70er und 80er Jahre aus den Wohnungen und Büros meiner Heimat treffe, SONY DSC nimmt mich der Park schnell gefangen. Ich bewundere die Blütenpracht SONY DSC die mit Früchten voll hängenden Bäume SONY DSC und die kunstvoll angelegten Alleen. SONY DSC Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, mich unter dem riesigen Ficus-Tree fotografieren zu lassen – hab ich doch hier schon vor mehr als zwanzig Jahren gestanden (wo sind eigentlich die alten Fotos ? ) SONY DSC Ich wandle über eine Hängebrücke, SONY DSC entdecke Tausende von im Baum schlafenden Flying Foxes SONY DSC und gebe meinem Impuls nach, einen der riesigen Bäume zu umarmen – Glück pur. SONY DSC Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, so viel Zeit hier verbracht zu haben, aber wir sind ja nicht in Eile. Westlich vom botanischen Garten befinden sich drei sehenswerte Tempel, die unser nächstes Ziel sind. Eben noch in der vom Verkehrschaos fast kollabierenden Stadt, tauchen wir wenige Minuten später in eine andere Welt ein. Reisfelder und Teeplantagen bestimmen die Ebene. SONY DSC Alle drei Tempel stammen aus dem 14. Jahrhundert. Jeder von Ihnen hat eine Besonderheit zu bieten. Im Gadaladeniya Raja Maha Vihara beeindruckt mich die sich in einer reich ausgeschmückten Halle befindliche große Buddha Statue. SONY DSC Der dem Kriegsgott Kataragama geweihte nächste Tempel ist vor allem wegen seiner fein geschnittenen Eisenholzsäulen sehenswert. Der eindrucksvollste von allen ist der Lankatilaka Raja Maha Vihara. Über viele Stufen zu erklimmen, besteht der Tempel – wie fast überall – aus einem buddhistischen und einem hinduistischen Teil. Buddhisten und Hinduisten zollen sich gegenseitig Respekt. Die Offenheit füreinander beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Frieden kann so einfach sein. SONY DSC SONY DSC Hoch oben auf einem Berg erwartet uns im Ranawana Royal Temple mit 25 Metern eine der größten Statuen Buddhas in einer gehenden Postion, die für Gnade und innere Schönheit steht. Man sagt: Buddha kehrt nach einer Predigt vom Himmel auf die Erde zurück. Passend dazu bildet die Sonne einen wunderbaren Lichtkranz über seinem Kopf. 80 Mönche folgen ihm. SONY DSC SONY DSC SONY DSC Dahinter in einen kleinen Wald eingebettet erzählen plastisch nachgestellte Szenen Buddhas Geschichte. Die Zeit steht still an diesem heiligen Platz. SONY DSC Auf einem weiteren Hügel befindet sich weithin sichtbar der Bahirawakanda Buddha, in meditierender Position scheint er die Bewohner von Kandy zu bewachen. SONY DSC Es ist bereits früher Nachmittag, als wir in die Stadt zurückzukehren. Mein erster Weg führt mich in das Buddhistische Museum, das den Buddhismus aller asiatischen Länder beleuchtet. Jedes Land interpretiert den Buddhismus ein wenig anders. Auch die Darstellung Buddhas passt sich an die Gesichtszüge der verschiedenen Nationen an. International hingegen ist die ihre Flagge als ein Symbol der Einigung aller Buddhisten. SONY DSC Die fünf Farben darin stehen für die buddhistischen Werte : Blau für das universelle Mitgefühl Gelb für den mittleren Weg Rot symbolisiert den Segen der Praxis (Vollendung, Weisheit, Tugend, Glück und Erhabenheit) Weiß steht für die Reinheit der Ehre und vollkommene Befreiung jenseits von Zeit- und Raumgebundenheit und Orange symbolisiert die Weisheit der Buddhalehre. Die sechste vertikale Linie vereint die Farben zu der einen transzendenten Wahrheit.

Auf der Suche nach dem einen Kernsatz, den Buddhismus zu erklären, scheitere ich. Zu komplex ist die Religion, die doch mehr einer Philosophie gleicht. Ziel des Buddhismus ist die Entfaltung des eigenen Geistes. Gemeint ist damit, dass in jedem Menschen die Fähigkeit zur Erleuchtung  vorhanden ist. Der Weg dorthin führt über die Selbständigkeit und Eigenverantwortung der Menschen. Karma ist ein zentraler Begriff im Buddhismus, gleichbedeutend mit Zusammenwirkung von Ursache und Wirkung. Vielleicht trifft es der Satz am besten „ Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich“. Buddhas Lehren unterstützen dabei. SONY DSC Nachdenklich verlasse ich das Museum und spaziere eher zufällig zum nahegelegenen britischen Friedhof von 1828. 163 Gräber sind hier angelegt, die Grabsteine zum Teil noch gut erhalten. Interessant dabei sind die Inschriften die teilweise Auskunft über das gesamte Leben der Verstorbenen geben. SONY DSC Mein Weg führt mich nun zurück zur Tempelanlage des Palastes des Heiligen Zahnes. SONY DSC Nachdem ich gestern das Tempelgebäude erkundet habe, lasse ich mir nun Zeit, das weitläufige Areal auf mich wirken zu lassen. Ich umrunde die Dagoba und schaue zu, wie die Gläubigen Kerzen anzünden. Auch hier gibt es mehre überdachte Schreine, die hinduistischen Göttern geweiht sind, auch hier werden Opfergaben niedergelegt. Fasziniert angezogen werde ich von einer großen knorrigen Pappelfeige. Unter einem solchen Baum sitzend erlebte Buddha die Erleuchtung (Bodhi). Seither gilt der Bodhi-Baum als heilig und ist in viele Tempelanlagen mit hunderten von  Gebetsfahnen und Buddha Statuen geschmückt zu finden. Mit einem Wassergefäß in der Hand umrunden die Gläubigen dreimal im Uhrzeigersinn den Baum und gießen danach das Wasser an seine Wurzeln. Im Schatten des Baumes sitzend, nehme ich die meditative Stimmung des Moments auf, genieße den Augenblick fern von Zeit und Raum. SONY DSC Die Zeit vergeht schnell, fast zu schnell. Die untergehende Sonne taucht den Tempel in ein goldenes Licht, ein letzter Moment noch, dann wird es Zeit für die Rückfahrt in mein Hotel.

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Teeplantagen soweit das Auge reicht

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1200 Stufen auf das Dach der Felsenfestung Sigiriya

  1. Weber bärbel

    Hi yvonne, ich freue mich schon auf deinen nächsten block. Super!

  2. Ich bin schwer beeindruckt, was du dir alles an Wissen aneignest über die Orte, an denen du dich aufhältst.
    Der Satz „Frieden kann so einfach sein“ hat mich sehr berührt – wenn wir das doch weltweit schaffen könnten: Uns in unserer Verschiedenartigkeit akzeptieren und annehmen. Aber nein, wir müssen immer denken, es besser als der/die Andere/n zu wissen und dann versuchen, den/die Anderen entsprechend „umzupolen“.
    Dabei wäre es – wie du schon sagst – an sich so einfach …

  3. Gerd

    Liebe Yvonne

    „Jede/r ist für sein Glück selbst verantwortlich.“
    Mhhh. Da will ich nicht widersprechen. Abgewandelt gilt wohl auch
    „Jede/r ist für sich selbst verantwortlich.“

    Losgelöst davon nehme ich wahr, wie sich Deine Buchstabenkombinationen, eine Fülle von Worten bildend, sich zu inspirierenden Sätzen fügend, mehr und mehr gelöst daher kommen.
    Dies lässt mich ahnen, es sind nicht Sie sondern Du. Das ist keine Reise durch dieses offenbar wunderbare Land mit all seinen Begegnungen. Es scheint mir Deine Reise zu Dir zu sein. Sie wird nicht mit Deiner Rückkehr nach Leipzig enden, worauf Du Dich zweifelsohne freuen darfst.

    Herzliche Grüße sendet Dir
    Gerd

  4. Christine

    Liebe Schwägerin, wie immer toll geschrieben und beschrieben !!!
    Und die Fotos, dazu brauch ich nichts zu sagen, die sprechen für sich

    Liebe Grüße Christine

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