Unsere heutige Etappe beginnt an der Kirche in Frankleben.

imageIn der Hoffnung einen Stempel für den Pilgerpass zu erhalten , betreten wir den Innenraum und werden von einer freundlichen Frau begrüßt , die sich ehrenamtlich um die Organisation des sonntäglichen Gottesdienstes kümmert.

Die Zahl der Kirchgänger ist klein , maximal 5 bis 10 erwartet sie für die Predigt , die hier von Pfarrern im Ruhestand gehalten werden. Einen Stempel gibt es zwar nicht , aber sehr herzliche Worte von ihr, die sie uns mit auf den Weg gibt

Apropos Weg – wo haben sich die Muschelzeichen heute nur versteckt? Ungefähren Richtungsangaben folgend , führt uns unser Weg an den schönen Runstedter See, der wie so viele hier in der Gegend aus einem alten Tagebaurestloch entstanden ist.

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Wir wandern eine Weile an dessen Ufer entlang, bis mich immer mehr das Gefühl beschleicht , dass wir viel zu weit vom Weg abkommen. Ich will meine Schwester überzeugen , uns über eine Brücke in gesperrtes Gebiet der hiesigen Gesellschaft für Bergbausanierung zu schlagen. Sie hingegen befragt zwei Skaterinnen, die uns massiv davon abhalten. Im Wald befinden sich noch Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg. Nochmal Glück gehabt … Die beiden verweisen uns hingegen dem Seeweg weiter entlang bis zu einem Mammut.
Keine Vorstellung davon , was damit gemeint sein könnte , erreichen wir das Besucherzentrum Geiseltalsee, vor dem uns tatsächlich ein Mammut erwartet – in Originalgrösse, aber aus rotem Metall.

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Im Besucherzentrum selbst werden wir schnell aufgeklärt. In den Fünfziger Jahren wurden von Bergbauarbeitern eine große Anzahl von Knochen entdeckt, die restauriert eine etwa sechzig Jahre alte Mammutkuh aus der Eiszeit ergab.
Wir entscheiden uns gegen eine Besichtigung des Museums und lassen uns den Weg nach Roßbach erklären , um endlich wieder dem Jakobsweg folgen zu können. Wobei – unser Ausflug abseits unserer Strecke hatte absolut auch seinen Reiz.

Nach der ersten entdeckten Muschel gönnen wir uns mit Blick über Felder und Wiesen eine erste Rast.

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Wie gut diese Pause war, wissen wir eine Stunde später, als wir inmitten von brachliegenden Feldern die Orientierung einmal völlig verlieren. Unentschlossen stehen wir auf dem Acker. Das GPS dreht sich mit uns im Kreis , als meine Schwester die tolle Idee hat , sich anzuschauen , in welche Richtung die Spuren der breiten Traktorenreifen zeigen.

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Wir folgen dieser und erreichen tatsächlich eine Straße , die eine für uns himmlische Bezeichnung trägt „Am Jakobsweg „…

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Entsprechend entspannt können wir schon wieder lachen über unser Traktorenspurverfahren und malen uns gedanklich aus, wie der Traktor auf dem Feld immer im Kreis gefahren sein könnte.
Es ist ein schönes Gefühl, dass wir trotz aller Umwege und Zusatzkilometer unseren Humor nicht verlieren.

Das nun beginnende lichtdurchflutete Waldstück entschädigt uns für alles.

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Wir erreichen die Napoleonseiche – der Feldherr wusste auch schon, wo es besonders schön ist und folgen dem Weg durch den herrlichen Laubwald.

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Überrascht entdecken wir eine Kirche ohne Dach.

Mitten im Wald deutet alles daraufhin, dass an diesem herrlichen Platz Gottesdienste unter freiem Himmel abgehalten werden. Wir halten kurz inne und genießen den Moment bis wir dann kurze Zeit später in das trubelige Treiben rings um das Schloss Neuenburg eintauchen.

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Oberhalb von Freyburg trutzt die Burg aus dem 11.Jahrhundert und war seinerzeit die wichtigste Residenz des Thüringer Landgrafen.

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Uns zieht es zum Café der Burg , wo wir uns zunächst stärken, um anschließend über das Burggelände zu bummeln. Jeden dritten Sonntag im August findet auf der Neuenburg der „Markt der schönen Dinge “ statt. Und so erfreuen wir uns an den verschiedensten Ständen des Kunsthandwerkermarktes, kommen immer wieder mit den Händlern ins Gespräch. Ich kaufe mir eine Tunika und höre fasziniert die Geschichte von der jungen Frau , die nach ihrer Pilgerreise auf dem Jakobsweg ausgestiegen ist , um ihr Buch zu schreiben und von dem Sohn des Händlerehepaars, der mit der Liebe seines Lebens einfach so nach Ecuador ausgewandert ist.

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Wir können uns kaum sattsehen an all den schönen Dingen und brechen nach einem letzten Blick über das Unstruttal in die Freiburger Altstadt auf

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Im lauschigen Innenhof des Künstlerkellers stoßen wir mit einem der hiesigen Weine an auf unsere heutige Etappe und auf die, die noch vor uns liegen.