Blauer Himmel, unter uns weiße flauschige Wolken, ab und zu blitzt das Meer durch.
Ich sitze im Flieger zurück nach Deutschland. Unfassbar schnell vergangen ist die Zeit hier. Ich bin glücklich und traurig zugleich. Fürs Abschiednehmen bin ich einfach denkbar schlecht geeignet.
Nach dem Frühstück holt Sami mich in meinem Hotel ab. Wie versprochen holen wir heute den Besuch im Garten Gethsemane nach. Doch zuerst klettern wir auf den Turm der Himmelfahrtskirche und kommen beide außer Atem am höchsten Aussichtspunkt über Jerusalem an. Der ist so beeindruckend , dass ich glatt vergesse, ihn zu fotografieren.
Der Garten Gethsemane ist wunderschön. Die knorrigen Olivenbäume stammen womöglich tatsächlich noch aus den Tagen, in denen Jesus sich hier mit seinen Jüngern getroffen haben mag. Die vielen Reisegruppen stören ein wenig die himmlische Ruhe, die von diesem berührenden Garten ausgeht, die Schönheit genieße ich trotzdem.
Auf dem höchsten Punkt des Ölbergs befindet sich in der „Kapelle und Moschee der Himmelfahrt“ ein geheimnisvoller versteinerter Fußabdruck, von dem die Christen und Muslime übereinstimmend glauben, dass er von Jesus stammt.
Der Blick aus dem Fenster der nahen Dominus-Flevit-Kirche fällt direkt auf den Felsendom.
Hier beenden wir meine „heilige Tour“. Es ist die Menschheitsgeschichte, die mich daran so fasziniert. Drei Religionen, in vielen eins und doch so verschieden.
Glauben der verbindet und trennt.
Sami fragt mich, woran ich glaube und ich erinnere mich daran , was Meike Winnemuth dazu in ihrem Buch „Das große Los“ geschrieben hat :
„Woran ich glaube
An ein Leben vor dem Tod
An Empathie
Aufmerksamkeit füreinander
Sagen und fragen
Dass es immer und immer wieder darum geht , sich einander mitzuteilen und den anderen verstehen zu wollen „
Schöner kann ich es nicht sagen und so borge ich mir dieses Zitat einfach für mich aus.
Wir fahren durch das moderne Jerusalem , sehen die Knesset und das Israel-Museum. Ich frage Sami, was ich meinen Freunden zu Hause über das Heilige Land erzählen soll. Natürlich verschließe ich nicht die Augen vor der Mauer, die höher und länger ist, als es die Berliner Mauer je war, vor den unerlaubten Siedlungen im palästinensischen Gebiet, den immerwährenden Konflikten, vor den Terroranschlägen und dem Militär, das allgegenwärtig ist.
Die von mir erlebte Realität der letzten Tage war die Offenheit der Menschen, die Unkompliziertheit Tel Aviv’s, die Lebendigkeit und Schönheit Jerusalems. Ich bin froh, Sami getroffen zu haben, der mir ein Stück seiner Heimat nahegebracht hat und mir nun rät, genau davon meinen Freunden zu erzählen und sie einzuladen, sich ein eigenes Bild vom Heiligen Land zu machen.
Eine Träne verdrückend verabschiede ich mich von Sami und Jerusalem. Ich sage nicht „Goodby“ sondern „See you soon“
Nächstes Jahr in Jerusalem …
Sylvia
Liebe Yvonne, nun habe ich heute Abend drei „Kapitel“ aus deinem Reise-Buch auf einmal gelesen. Und wieder fühlte es sich an, an nähmest du mich durch deine Worte mit durch die fernen Orte. Ich bin sooo berührt von deinen Beschreibungen und deinen Gedanken. Und ich habe das Gefühl, dass dein Sabat-Jahr nicht nur ein Ernten ist, sondern auch schon ein Säen …
Herzlich Willkommen wieder daheim, ich freue mich drauf, dich bald wieder zu sehen.
Deine Sylvia