Yvonnes Reisen

What a wonderful world!

30.000 Schritte durch die Altstadt Jerusalems

Sonnenschein und blauer Himmel begrüßen mich auch heute morgen, als ich das Hotel verlasse und versprechen einen schönen Tag.

Die „Holy City Tour“ beginnt erst 11 Uhr. Zeit noch ein wenig umherzustreifen.
Ich bummle durch einen der vielen Märkte, als ich fast vor ihm stehe – dem unübersehbaren Merkmal Jerusalems – dem wunderschönen Felsendom mit seinen blauen Mosaiken und dem weithin leuchtenden goldenen Dach. Es bleibt allerdings beim „fast“, denn Freitags ist der Tempelberg den Muslimen vorbehalten, die hier später gemeinsam beten werden.
So beschränke ich mich auf ein weiteres Foto

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und spaziere an der 4 Kilometer langen Stadtmauer entlang, die von acht prachtvollen Toren unterbrochen wird. Eines davon – das goldene Tor unterhalb des Tempelberges – wurde im 16. Jahrhundert bis zur Ankunft des Messias zugemauert und versiegelt.

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Dies ist übrigens auch der Grund, warum sich direkt gegenüber des Tempelplateaus die größte jüdische Grabanlage der Welt befindet. Noch heute lassen es sich reiche Juden viel Geld kosten, sich hier ein Grab zu sichern, um sich beim Jüngsten Gericht in die Ewigkeit tragen zu lassen.

Fast hätte ich die Zeit verpasst und komme in letzter Minute zur Holy City Tour an.
Unser Guide sieht aus wie ein amerikanischer Cowboy , benimmt und nuschelt auch so, kommt aber gebürtig aus Großbritannien. Ich bin die einzige Deutsche in der Gruppe. Das ist mein Pech, er hat wohl schlechte Erfahrungen mit Deutschen gemacht und so geht fast jeder (schlechter) Joke – und glaubt mir, es waren unzählige , auf meine Kosten.
Auf Dauer ist das anstrengend und verdirbt mir etwas die Laune. Mir wären stattdessen ein paar hintergründigere Erläuterungen lieber gewesen. Was soll es – sein Englisch verstehe ich eh schwer.

Wir lassen uns viel Zeit in der Grabeskirche. Es ist unglaublich voll und ich bin glücklich, hier gestern schon allein gewesen zu sein.
Ruhe kehrt erst ein, als wir der Kirche aufs Dach steigen. Hier haben die Äthiopier tatsächlich ein Dorf gebaut und leben auf der Kirche.

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Auf der Via Dolorosa folgen wir den 14 Stationen, die den Leidensweg Jesus nach seiner Kreuzigung darstellen.

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Mich bewegt am meisten die Stelle, an der Maria auf ihren Sohn trifft – wie schmerzlich muss das für sie gewesen sein. Eine einzelne Kerze brennt in der kleinen Kapelle. Ich stelle eine zweite dazu – für die Liebe.

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Wir verlassen die Altstadt – ein Blick zurück zeigt, wie nah Felsendom und Klagemauer einander sind. Der Zugang für Nichtmuslime zum Felsendom erfolgt über die Holzbrücke auf der Seite der Klagemauer.

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Für beide Religionen befindet sich hier der Nabel der Welt. Für die Christen ist er unweit entfernt in der Grabeskirche. Fakt ist eins , Jerusalem gilt für alle drei Religionen als Mittelpunkt der Welt.

Außerhalb des Zion Tors erreichen wir den Saal, der zur Erinnerung an das Letzte Abendmahl errichtet wurde – wunderbar schlicht ist es heute ein Gedächtnisraum für alle Menschen.

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Wieder angekommen an unserem Ausgangsort reicht die Zeit für ein paar Minuten in der Sonne bei einem leckeren Granatapfelsaft. Kurz überlege ich, ob ich tatsächlich noch die zweistündige Tour „Shabbat Experience“ mitgehen möchte. Doch unser Guide, der von sich selbst sagt, obwohl er aussieht wie ein Hippie, praktiziere er die 613 Regeln des Judentums, nimmt uns alle mit seiner warmherzigen offenen Art (und mich speziell mit seinem herrlich verständlichen Englisch ) sehr schnell ein. Wir wandern mit ihm durch das jüdische Viertel und bekommen ein Verständnis dafür, warum der Shabbat , der Tag der nur für die Familie, Freunde und sich selbst vorbehalten bleibt, so wichtig ist. Zeit zum zurückschauen, Zeit, um sich auf Neues vorzubereiten.
Auch das Sabbatjahr dient dazu, was du sechs Jahre gesät und geerntet hast, ein Jahr lang zu feiern. Genau das gönne ich mir ja auch gerade und beginne, die Auszeit zu genießen.

Es ist schon spät, als wir ein weiteres Mal am Jaffagate ankommen und ich bin nun wirklich geschafft. Noch ein letzter Blick in die imposante Grabeskirche, die nun wieder still geworden ist und ich gehe sicheren Schrittes durch die wie ausgestorben wirkenden verwinkelten Gassen der Altstadt , die morgen früh wieder zu neuen Leben erwachen werden…

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  1. Kristin

    Liebe Yvonne,

    Du wirst doch immer wieder für Deinen Mut belohnt. Und wie schön ist das doch zu erkennen, wie leichtfertig man mit den „kleinen“ Ärgernissen immer besser zurecht kommt. Es ist höchst interessant zu hören, wie lebendig die Religionen dort gelebt werden. Es ist fast so, als wenn die Ereignisse täglich am Leben erhalten bleiben, um zu Gedenken. Von dem Sabbat Jahr habe ich auch gehört und nachdem was ich zu wissen glaube, dient es auch, sich zu besinnen und sich neu auszurichten. Da stellt sich die Frage, wie das die Christen und die Muslimen machen…

    Wenn die drei Teile der Weltreligionen wieder eins wären….wie schön wäre das. Wenn alle Puzzlestücke wieder zusammengesetzt werden würden. Jeder spricht ein Teil der Wahrheit. Wie hast Du die Toleranz und das Gemeinschaftsgefühl in Jerusalem erlebt?

    Liebe Grüße

    Kristin

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