Auch dieser Morgen beginnt schon recht früh für mich, denn heute beginnt meine Reise in den Norden des Landes.
Das Hotel verabschiedet mich genauso, wie es mich empfangen hat – unfreundlich
Auf den Wunsch auszuchecken bekam ich die knappe Antwort : one Moment please und auf meinen Hinweis, dass ich es etwas eilig habe, da der Guide schon warte, hieß es „we check your room“. Bitte wie ? Sehe ich so aus, als ob ich den Flachbildschirm in die Handtasche gesteckt oder das Zimmer nach einer wilden Party verwüstet habe ? Manchmal ist es doch gut, das man mir jede Emotion am Gesicht ablesen kann und so wurde das Verfahren abgekürzt und ich verließ das Hotel.
Mein Guide stellte sich mir als Willy vor , vermutlich ist sein Name zu kompliziert für deutsche Gäste und schon ging es mit dem Kleinbus zu unser ersten Station nach Bang Pa in. Hier wurde im 17. Jahrhundert der Sommerpalast für König Rama IV gebaut. Die Parkanlage mit den Palastgebäuden, den Tempeln, Brücken und Seen ist unvergleichlich schön und auch beeinflusst vom europäischen und chinesischen Baustilen. So stehen auf einer Brücke zwischen griechischen Göttinnen tatsächlich ein bayrischer Bub in Lederhose – köstlich.
Die Weltoffenheit der thailändischen Könige geht auf eine lange Tradition zurück
Schon im 13. Jahrhundert betrieb Rama III eine geschickte Außenpolitik zu seinen Nachbarn.
Rama IV öffnete das Land für Händler aus Europa und schon Rama V holte sich Anfang des 20. Jahrhunderts europäische Wissenschaftler und Beamte ins Land. So bewahrte sich Thailand mit seiner geschickten Außenpolitik als einziges Land in Südostasien vor dem Kolonialismus.
1932 stürzte die Volkspartei den König und schaffte die absolute Monarchie ab , König Rama VII dankte ab. Der damals erst 10 jährige Ananda Mahidol wurde zu seinem Nachfolger bestimmt Unter mysteriösen Umständen – er wurde mit zwei Schüssen in den Kopf tot im Königspalast entdeckt – kam dieser 1946 ums Leben und sein Bruder König Bhumipol wurde zu seinem Nachfolger ernannt. Heute ist er 87 Jahre alt und sehr krank. Der Respekt , der dem König entgegengebracht wird, ist für uns eher ungewöhnlich- überall wird ihm gehuldigt und sein Bild ist allgegenwärtig. Wir sprechen lange über seinen Einfluss in Politik , Wirtschaft , Militär bis hin zum religiösen Oberhaupt trotzdem es sich nur um konstitutionelle Monarchie handelt und über seine Nachfolge , um die es zwischen Bruder und Schwester einen harten Kampf geben wird.
Aus Willy sprudelt es nur so heraus. Über die Politik im Land , dem Premierminister Thaksin , der schon seit Jahren im Exil lebt , über die Militärputsche, die die Demokratie im Land immer wieder aufhalten Über den Zwist zwischen den königstreuen „gelben “ und den „roten“
Thaksin-Anhängern. Ich weiß noch , als wir 2008 unsre Thailand – Reise absagen mussten , weil der Flughafen in Bangkok besetzt war, hatten wir uns schnell durch die deutschen Medienberichten ein Urteil gebildet , wer die Guten und wer die Bösen sind. Doch wie immer ist es so einfach nicht und ich lerne heute einmal mehr , mich mit Vorurteilen deutlich zurückzuhalten.