Monat: Dezember 2015

Thaizeit reloaded

Es ist der 24. Dezember 2015. Unfassbar, dass ein ganzes Jahr seit meinem letzten Eintrag hier vergangen ist. Hier ist in dem Fall eher relativ – der Blog ist der gleiche, doch steht dieser nicht mehr auf Blog.de sondern nun hier auf WordPress und ich übe noch.

Mir ist es wie gestern, dass ich das Yogaretreat verlassen habe. Ich höre noch Jo’s grossartige Stimme in meinem Kopf, die unsere Yogasessions gemeinsam mit ihrem Mann Edo mit wunderbaren Mantren bereichert hat, und kann immer noch nicht fassen , dass diese wunderbare junge Frau, die für die Liebe gelebt hat, in diesem Herbst gestorben ist. Schon deshalb wird es in Samahita nicht wieder so sein können, wie im letzten Jahr. Und trotzdem ist es großartig wieder auf dem Weg dahin sein zu können.

Hier auf dem Frankfurter Flughafen ist es schwer, das Jahr zu reflektieren und ich freue mich schon unbändig darauf, dies am Silvestertag am Strand von Koh Samui tun zu können.

Eins ist klar, ich bin deutlich besser vorbereitet. Wie vorgenommen habe ich mein Englisch aufgebessert und praktiziere seit September aktiv Ashtanga Yoga. Das ist die Form des Yogas , die unser Lehrer im Retreat lehrt und die im letzten Jahr doch so fremd für mich war.

Ob es für mich einfacher sein wird , im Stimmengewirr der vielen Länder mitzuhalten , die Übungen mir leichter fallen werden , ich Bekannte aus dem letzten Jahr wieder treffen werde? Noch habe ich keine Idee. Lasse mich fallen und los. Gespannt , was die Woche für mich bereithalten wird.

Ob ich hier wieder regelmäßig schreiben werde ? Auch dazu habe ich keinen Plan. Ab jetzt zählt nur noch der Moment und passend dazu das neue Buch von Ildiko von Kürthy „Neuland“. Die Beschreibung dazu lautete „Die Hälfte des Lebens ist vorbei. Und jetzt ist es Zeit Höchste Zeit. Aber wofür eigentlich.

Zeit zum Boarding. Bis bald …vielleicht ….

One night in heaven

21 Uhr geht mein Flieger nach Bangkok. Der Frankfurter Flughafen wird langsam ruhiger. Ich hatte mich noch niemals damit beschäftigt , dass es auch hier ein Nachtflugverbot gibt. Meine Maschine ist eine der letzten. Neben uns am Gate bei der äthiopischen Airline herrscht auch noch quirliges Treiben. Der Rest der Passagiere auf dem Flughafen scheint nach Bangkok reisen zu wollen. Unfassbar diese Anzahl von Heilig-Abend-Reisenden.

Neben mir sitzen zwei Thailänderinnen, die sich ebenfalls gerade zum ersten Mal in ihrem Leben sehen und darauf los schwatzen, was das Zeug hält. Mentalitätsfrage? Vor ein paar Wochen hätte ich dies noch heftig nickend bekräftigt. Bis zu einer Einladung einer Sprachschule zum Auffrischen der Englischkenntnisse fürs Büro . Wir waren zu acht und die erste Aufgabe in Minigrüppchen lautete introduce yourself and have small talk. Unsere kleine Gruppe war sich schnell einig. Small Talk ist eher untypisch, bei uns im Land kommt man schnell zum Punkt und damit zum geschäftlichen Anliegen. Doch dann lehrte uns die Praxis etwas völlig anderes. Jeder schwatzte mit jedem über alles. Die Energie im Raum war unglaublich, unser armer Lehrer bemühte sich redlich , uns immer mal wieder zum nächsten Topic zu führen. Die Zeit verging wie im Flug, viel zu schnell war das Seminar vorbei. Smalltalk doch keine Frage der Mentalität ?

Nun heute Abend schon. Mir ist nicht nach reden. Lieber ziehe ich mir meine Schlafmaske über die Augen und die Kopfhörer auf die Ohren, verzichte auf das Abendessen. (Wäre ja auch eher ein Nachtmahl ) , nehme mein Schlafmittel und … schlafe nicht ein. Immer wieder verändere ich meine Position, der Sitz lässt sich nicht nach hinten klappen und so versuche ich steil aufgerichtet, mich bequem zu betten. Nichts gelingt , die Decke verrutscht ständig , die Kopfhörer drücken , die Musik ist zu laut , die Temperatur mal zu kalt und dann wieder zu warm und ich beneide meine beiden Nachbarinnen , die nun still neben mir schlummern. Vielleicht sollte ich doch lieber noch einen Film schauen ? … Doch dann weckt mich die Stewardess mit ihrer Ankündigung des Frühstücks und der Landung in gut einer Stunde ….

Der Sonne entgegengeflogen ist es bei unserer Landung in Bangkok schon Mittag. Das Terminal für die Inlandflüge unterscheidet sich stark vom internationalen Teil des Flughafens. Etwas über zwei Stunden bleiben mir bis zum Weiterflug nach Ko Samui, die ich am Gate sitzend mit meinem Buch überbrücke. Einmal mehr staune ich über mich selbst , mit welcher Gelassenheit ich die lange Reisezeit hinnehme oder sogar ein bisschen genieße. Nicht zu tun oder noch besser nichts tun zu können. In einem Artikel über Achtsamkeit habe ich dieser Tage den Rat gelesen, lange Schlangen an der Supermarktkasse zu genießen. Das ist jetzt vielleicht doch etwas zu extrem, aber ab und zu braucht es diese fremdbestimmten Bremsen im Alltag vielleicht doch.

Pünktlich landen wir auf dem kleinen Flughafen in Ko Samui und ich erfreue mich wie im letzten Jahr an den kleinen offenen Zügen, die uns zur Ankunftshalle bringen. Der Himmel strahlt blau und die Wärme legt sich angenehm auf meine Haut.
Der Fahrer meines Hotels , der mich am Flughafen abholt , erzählt , dass es die letzen vier Tage nur geregnet habe. Das Universum meint es gut mit mir.

Mein Hotel für die erste Nacht auf der Insel – das Retreat beginnt erst morgen – ist wunderschön. Ebenfalls direkt am Meer gelegen , habe ich selten eine so liebevoll gepflegte Anlage gesehen. Mittlerweile ist es 18 Uhr und die Sonne ist untergegangen.
Ich beziehe mein wunderschönes Zimmer

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und erfreue mich an den Mitbringseln, die mir Freunde mitgegeben haben. Und so stelle ich meinen eigenen kleinen Weihnachtsschrein zusammen. Drei Kerzen sind es, die ich anzünde – der Weihnachtsmann , das Christkind und ein Weihnachtslicht to go gehen eine Einheit mit einem Räucherstäbchen, dass das Hotel vorbereitet hatte, ein.

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Rasch mache ich mich etwas frisch und sehe mich dann in der kleinen Anlage um. Den eigentlichen Plan , im Bistro des Hotels thailändisch zu essen, verwerfe ich schnell. Das Leben spielt sich im Restaurant direkt am Meer ab. Ich frage, ob ich stattdessen auch hier essen kann und erhalte den schönsten Tisch. Eingebettet in üppige Pflanzen , direkt über dem Meer und diskret vom Nachbartisch abgegrenzt , genieße ich das Menü und das Leben. Dazu amerikanische Songs a la Frank Sinatra. Das alles ist sicher an Kitsch nicht zu übertreffen , für mich aber fühlt es sich großartig an. Dazu ist Vollmond – Zeit verbrauchte Energie abzugeben und neue aufzunehmen. Der Abend vergeht viel zu schnell

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