Halb drei in der Früh klingelt mich der Wecker aus dem Tiefschlaf. Pünktlich 3 Uhr holt mich der Guide, der auch gleichzeitig unser Fahrer ist , im Ressort ab. Mit einer Ecuadorianerin , die seit
Jahren in San Francisco !!! lebt und zwei Schwestern aus Hamburg ist unsere kleine Gruppe komplett. Durch die Dunkelheit fahren wir knapp 90 min zum Gipfel des Berges Haleakala in 3000 Meter Höhe. Wir sind sehr früh am Ziel und erobern einen der besten Plätze für den zu erwartenden Sonnenaufgang, zu dem schon Mark Twain gesagt hat : „Es ist das erhabenste Schauspiel , das ich je gesehen habe. Die Erinnerung wird immer in mir bleiben “

In für uns gefühlt klirrender Kälte (die Temperatur bewegt sich um den Gefrierpunkt ) harren wir mit Decken , Mützen und Handschuhen aus. Beginnend mit der absoluten Dunkelheit und tausenden von Sternen und Sternschnuppen – unser Guide zählt für sich allein 8 davon , während ich leider keine einzige entdecke. Dann beginnt sich der Himmel zu verfärben. Rings um uns hört man nur das klicken der Kameras und staunende ah und oh – Rufe. Es ist unbeschreiblich , was wir hier sehen und keines der Fotos kann tatsächlich die Realität wiedergeben. Wir stehen über den Wolken, aus der langsam der glühende Sonnenball auftaucht. Im eigentlichen Moment des Sonnenaufgangs beginnt ein Maui zu singen…

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Die Landschaft verändert sich im Licht und wir sehen die Farbenvielfalt der Kraterlandschaft und einen weiten Blick ins Tal bis zum Ozean. Unser sehr sympathischer Guide , dessen Maryland -Akzent ich leider fast überhaupt nicht verstehe , freut sich mit uns , dass dies einer der klarsten Tage war , die er selbst hier erlebt hat.

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Auf dem Rückweg halten wir zum Frühstück an. Auch hier hält das riesige Omelett wieder für den ganzen Tag satt Gegen 11 Uhr bin ich zurück im Ressort und todmüde …
Schnell Post erledigen , online für morgen nach Kauai einchecken und dann zum Strand … Oder doch nicht : gegen 15 Uhr wache ich auf der Couch wieder auf…

Bewusst auf Kamera und Smartphone verzichtend – jedes Foto ist schon gemacht – zieht es mich mit Decke und Buch zum Strand. Ich finde ein ideales Plätzchen im Schatten mit immer wieder diesem überwältigenden Blick und lese noch einmal das Buch , das mich hierher geführt hat „Das Café am Rande der Welt „. 3 Fragen stehen hier im Mittelpunkt :

Warum bist du hier ? (Meint , was ist der Zweck deiner Existenz “ )
Hast du Angst vor dem Tod?
Führst du ein erfülltes Leben?

Ein weiteres Mal versuche ich für mich Antworten auf diese Fragen zu finden.
Frage 2 ist theoretisch leicht – Angst vor Krankheit – ja, Angst vor dem Tod – nein. Dafür hatte ich zuviel Berührungspunkte in den letzten Jahren damit und Angst vorm Tod haben vermutlich diejenigen , denen noch etwas fehlt im Leben. Dazu zähle ich nicht. Liebe , Freundschaft , glückliche Momente rings um die Welt durfte ich bereits erleben. Meine Bucketlist ist leer. Freude und Fluch zugleich. Führt es mich doch direkt zu Frage 1 und 3. Zweck meiner Existenz und damit ein erfülltes Leben. Schwer, dies zu beantworten. War doch die Reise hierher auch darin begründet , Antwort auf offene Fragen zu finden. Ist das begonnene online – Studium zum Fachwirt tatsächlich der richtige und damit auch sehr einsame Weg für die nächsten 18 Monate.? Ist es wirklich das, was mir zum glücklich sein fehlt ? Werde ich mich selbst verurteilen , wenn ich mich dagegen entscheide ?
Die Weltreise steht auf meinem Zettel noch ganz oben. Aber bin ich dazu jetzt schon bereit? Ist sie doch viel mehr , als mit Reiseführer und World Around Ticket Städte und Landschaften zu erleben. Ist es nicht vielmehr der Kontakt mit den Menschen , um die Kulturen zu verstehen ? Bin ich offen genug dafür ? Meine Zeit mit Yaffa und Jacoov waren dazu ein guter Anfang. Ehrlicherweise haben die beiden es mir aber auch sehr, sehr einfach gemacht.

Die Fragen treiben mich um, halten mich nicht mehr auf der Decke und so unternehme ich einen langen , letzten Spaziergang hier am Strand von Maui.

Morgen beginnt meine letzte Etappe dieser Reise in Kauai.