29.4.2014

Es ist Mittwoch – endlich Abreise. Ich wache zeitig auf – zu zeitig. Der Koffer ist schon seit gestern Abend gepackt, mein Katerbei einer Freundin in Pension und die Wohnung aufgeräumt. Mir ist ein wenig mulmig zu Mute. Das Gefühl kenne ich von meinen bisherigen Reisen nicht, aber spätestens seitdem ich letzten Samstag auf der Treppe in meiner Wohnung ausgerutscht bin , denke ich darüber nach , ob mir das Universum einen Wink geben wollte. Das Fazit , das ich daraus ziehe ist nicht , die Reise abzusagen sondern es einfach ein bisschen langsamer angehen zu lassen. So fahre ich völlig untypisch für mich nicht erst auf den letzten Drücker los und komme eine Stunde zu früh in meinem gebuchten Parkhaus in der Nähe vom Flughafen Tegel an. „Dein Parkplatz “ so der Name des von der Internet Suchmaschine empfohlenen Park – und Shuttleservice. Der Name ist Programm , denn jeder Neuankömmling wird hier von einem Berliner Original jovial geduzt und danach streng eingewiesen.
Zu viert fahren wir mit dem Kleinbus zum Flughafen hinüber. Ein Mann , der nach Málaga fliegt und sich am liebsten mir direkt nach New York anschließen möchte und ein etwas älteres Pärchen, das übers Wochenende nach Madrid fliegt. Die Frau bewundert meinen Mut, alleine nach Big Apple zu fliegen und schwärmt von der Stadt , in der sie bereits mit ihrem Mann gewesen ist. New York – für mich hört sich das immer nochehrfurcht einflößend an und ich bin schon sehr gespannt , welches Fazit mein Blog auf der letzten Seite am kommenden Dienstag aufweisen wird.

Beim Check in erlebe ich meine erste Schrecksekunde. Ich hab mich beim ausfüllen des ESTA Formulars vertippt und so kann der Computer meinen Pass nicht einlesen. Damit habe ich dann auch die Erklärung , warum ich gestern nicht online einchecken konnte
Das Problem ist schnell gelöst. Abflug ist an Gate A0 und irgendwie erinnert mich das an die Airforce One. Dreh ich eigentlich langsam durch ? 🙂
Nach einem entspannten Kaffee begebe ich mich zum Security Check. Der Beamte fragt mich streng , ob das mein Gepäck sei: nun ja eine Kamera , ein iPad , ein Kindle und ein Smartphone liegen in der Kiste vor mir … und bittet mich , ihm in einen anderen Sicherheitsbereich zu folgen. Gedanken stürzen auf mich ein. Was ist an meinem Gepäck auffällig , denn wir sind auf dem Weg zur Sprengstoffkontrolle . Doch er beruhigt mich , die Kontrolle erfolgt zufällig und wahllos. Die sympathische Frau, die meine elektronischen Geräte auf Sprengstoff untersucht , und ich sind uns schnell einig. Der Beamte wird durch mein rotes Haar ausgerechnet auf mich aufmerksam geworden sein. Dies bestreitet er natürlich vehement und kurze Zeit später sitze ich am Gate und warte auf den Abflug meiner Maschine nach JFK.

Mit vierzigminütiger Verspätung heben wir in Berlin ab und ich versuche einmal wieder meinen Körper auszutricksen , um dem Jetlag zu entgehen. So stopfe ich mir Stöpsel in die Ohren , setze meine Schlafmaske auf und stelle meine Uhr auf New Yorker Zeit um. Die nächsten vier Stunden verbringe ich in einer Art Schlafdämmer und verpasse das Mittagessen und die Kopfhörer. Die restliche Zeit des Fluges genieße ich es ich, endlich mal wieder in Ruhe ein Buch am Stück zu lesen Ich habe mich für Milena Mosers „Das Glück sieht immer anders aus “ entschieden und bin tief beeindruckt von der sehr offenen und ehrlichen Art der bekannten Schriftstellerin, über ihr Leben der letzten Jahre zu berichten. Vieles hat mich sehr berührt und mich an eigene Situationen erinnert. An Schicksalsschläge , denen man einfach nicht entgehen kann und das es keine Schande ist , nicht immer gleich und unversehrt aufzustehen und einfach weiterzumachen. Das Buch macht mir Mut, Veränderungen anzunehmen und mich weiter einzulassen , auf die Jahre , die noch vor mir liegen.
Besser hätte der Urlaub nicht beginnen können.