Pünktlich 6 Uhr steht Natalie im Foyer des Hotels und schon geht es zu unserer ersten Aufgabe des Tages . Ganz in der Nähe befindet sich ein Markt, auf dem am frühen Morgen die Mönche ihre Almosen empfangen. Nach der Lehre des Buddhismus dürfen Mönche nur zweimal am Tag etwas essen : am Morgen und am Mittag – und auch nur das, was sie an Almosen empfangen.
Ihre Hauptaufgabe am Tag besteht im meditieren, im lernen und im lehren.
Und so ziehen sie jeden Morgen gemeinsam barfuß los und nehmen in einer Schale entgegnen , was ihnen gespendet wird. Während auf dem Land wohl immer noch für die Mönche frisch gekocht wird, kann man in der Stadt – wie auch hier auf dem Markt von Chiang Mai. die Gaben für die Mönche erwerben. Und so haben wir Reis, Früchte , Saft und anderes in unserem Korb. Dazu Blumen und Wasser für eine spezielle Zeremonie.
Barfuß warten wir bis ein Mönch an uns herantritt. wir verneigen uns mit gefalteten Händen – dabei werden nur die Handballen und die Fingerspitzen aneinandergelegt, der sogenannte Wat gleicht der Form einer Lotusblüte. Danach legt jede einzeln seine Gaben in den Korb , oben auf gelangen die Blumen . Danach kniet man nieder und gießt langsam Wasser aus einem kleinen Krug in ein Gefäß. In dieser Zeit spricht der Mönch eine Segnung aus, danach wird das Wasser an einen Baum gegossen, um für Wachstum zu sorgen.

Es ist noch sehr früh, als wir die 11 km hoch in die Berge zum Wat Phra That Doi Suthep , zum Tempel , der als ehrwürdigster Tempel im Norden Thailands gilt, fahren
Von diesem trennen uns noch über 300 Stufen , die es zunächst zu bewältigen gilt

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Oben angekommen läuten wir laut nacheinander die Glocken, dies bringt Glück.

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Anschließend besuchen wir den Tempel und da es noch früh am Morgen ist, sind wir fast allein
Ein alter Mönch auf dem Boden sitzend wird auf uns aufmerksam und spricht uns an.
Wir knien uns zu ihm nieder und Natalie zeigt mir, wie man ihm verneigend Achtung entgegenbringt. Sie reden dann wohl über mich und der Mönch schätzt mich auf 27 Jahre – was für ein Geschenk 🙂 danach tropft er Weihwasser auf uns und segnet uns – einfach so

Und weil Natalie entscheidet, das heute mein Glückstag ist, geht es mit den Ritualen direkt weiter.
Wir spenden für das Kloster und bekommen Lotusblüte und Kerzen .
Damit und mit einem Gebet in der Hand laufen wir dreimal um den Chedi und murmeln die Zeilen , die ich nicht verstehe, die sich aber gut anfühlen. Wir legen die Blüten ab und zünden die Kerzen an und dürfen uns auch hier etwas wünschen .

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Oft schon habe ich in den Tempeln gesehen, wie man ein Gefäß so lange schüttelt, bis ein Stab hinausfällt. Dieser ist mit einer Nummer versehen und sagst dir die Zukunft voraus. Natürlich schütteln auch Natalie und ich unser Glück und freuen uns über die guten Nachrichten .

Auf dem Rückweg zum Auto gibt es statt Frühstück köstlichen süßen Klebreis.
Es war ein beeindruckender Morgen.

Weiter geht es zum Tempel Wat Umong, der schon im 14. Jahrhundert erbaut wurde und heute von Pflanzen und Moos bedeckt ist. Da dies kein Ort für Touristen ist, sind wir auch hier fast allein.

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Wir haben wieder Gaben für die Mönche dabei. Auf einen Umschlag darf ich die Namen der Verstorbenen schreiben , für die der Mönch gleich beten wird und in Gedanken bin ich bei meinem Mann und meinen Eltern.

Danach geht es sehr weltlich weiter. Beim besichtigen des Chedis treffen wir auf eine Reihe von Fotografen , die einen Mann im Visier haben. Natalie quiekt leicht auf : den kenn ich , den kenn ich, der hat eine ganz bekannte Kochshow.

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Sie ist ganz außer Rand und Band – denn wie sich herausstellt, ist sie eigentlich gar kein Guide, sondern betreibt mit Ihrem Freund einen Cateringservice, aber immer wenn in Chiang Mai ein deutschsprachiger Guide benötigt wird, ruft man sie an. Sie ist in Deutschland bis zu ihrem 6. Lebensjahr aufgewachsen und spricht so wirklich akzentfrei. An der Tour freut sie sich wie ich und macht mit mir gemeinsam Fotos
Zurück zum Koch. In Thailand wird wirklich viel geschwatzt und so spricht sie ihn direkt an, dass ich übermorgen auch thailändisch kochen lerne und schon war ich in ein Gespräch mit einem TV Star verwickelt, der wohl die Idee hat, seine Kochkünste auf Spaziergängen zu erläutern und dabei diesen Tempel ausgesucht hat . Crazy :-).

Der Tempel hat auch einen großen Teich und weil auch Fische Glück bringen, hat Natalie schnell Futter besorgt. Auch Tauben gibt es hier eine Menge und sie hat große Freude daran, diese zu füttern und schon sehe ich mich umzingelt von Tauben wie auf dem Markusplatz in Venedig. Nun man muss es mögen – auch die riesigen Catfische im Teich. Aber wenn es doch Glück bringt …

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Wir genießen die Atmosphäre und die Ruhe bevor wir uns wieder in den Trubel von Chiang Mai werfen.

Zeit zum Mittagessen und bei einem kleinen Restaurant , das auch nur von Einheimischen besucht wird, gibt es Khay Soy – ein Gericht aus Hühnchen , Kokosmilch, Gemüse und irgendwie anders als ich Curry bisher kannte, aber ausgesprochen lecker

Wir verabschieden uns am Hotel und ich such mir einen Platz am Pool , an dem ich mich in die Sonne kuscheln kann. Ich kämpfe gegen eine Erkältung,die im Anmarsch ist, den Klimaanlagen sei Dank .

Doch irgendwann hält es mich dann doch nicht mehr im Hotel. Eigentlich möchte ich in einen nahe gelegenen Park, aber schlage wohl die falsche Richtung ein und entscheide mich dann doch, Natalies Empfehlung für eine Einkaufsstraße zu folgen.

Da ich nur noch wenig Bargeld besitze, will ich schnell an einen der unzähligen ATMs Geld abheben und stelle fest, die ec Karte ist weg . Auf dem Flughafen in Bangkok kam erst das Geld aus dem Automaten und dann wohl die Karte. In Deutschland ist es andersrum … Die Maschine wird sie geschluckt haben.

Ich hadere ein bisschen mit mir und verliere darüber komplett die Orientierung.
Soviel zum Thema Glück. Doch dann fällt mir ein, dass alle meine Wünsche 2015 galten , ups , das wird schwierig in den nächsten 7 Tagen 🙂
Doch dann fällt mir als nächstes ein, das ich auch für meine Kreditkarte eine PIN habe, am nächste Gerät ausprobiert – gerettet. Daneben gibt es direkt eine Pharmazie und ich lass mir etwas gegen die Erkältung geben. Kurze Zeit später spreche ich einen freundliche alten Herren an und er weist mir den Weg – das Leben meint es wieder gut mit mir.

Auf der Einkaufsstraße muss ich sehr lachen, vor einem großen Center lassen sich die Asiaten freudestrahlend auf Kunstschnee und mit Schneemann fotografieren …

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Es wird Zeit zum Abendessen und eigentlich will ich in die Altstadt zurück.
Die ist jetzt zum laufen echt zu weit und so traue ich mir meine erste alleinige Tuk Tuk Fahrt zu.
Auch kein Hexenwerk und kurze Zeit später bin ich am Ziel. Die ersten beiden Ideen ( Tripadvisor Empfehlungen ) klappen leider nicht, da ausgebucht oder überfüllt und so lande ich doch in einem eher touristischen aber angenehmen Restaurant. Nach einer Weile kommt eine thailändische Jugendband – ich nenn sie jetzt mal so – in das Restaurant und spielen klassische Weihnachtslieder
Bei “ jauchzet, frohlocket“ hat es mich dann doch kurz hart erwischt und ich verdrücke eine kleine Weihnachtsträne.

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Als alter Tuk Tuk Fuchs düse ich zurück in mein Hotel und lasse den Tag bei einem Glas Wein ausklingen .

Frohe Weihnachten

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