Yvonnes Reisen

What a wonderful world!

Tagebuch einer Praktikantin

Genau vor einer Woche bin ich in der Singharaja Garden Eco Lodge angekommen. Ich kann gar nicht genau sagen, ob die Zeit für mich kurz oder lang war. Auf der einen Seite ist sie wie im Flug vergangen, andererseits habe ich den Eindruck, schon ewig hier zu sein.

 

Heute Abend sitze ich auf meiner kleinen Terrasse. Noch immer zeigt das Thermometer um die dreißig Grad an. Exotische Geräusche vermischen sich mit dem Klappern meiner Tastatur – es zirpt, zwitschert, summt und brummt um mich herum. Das absolute Dschungelfeeling.

Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich „Praktikantin“ und habe das Glück hier vieles zu dürfen und nichts zu müssen.

Den Stand bei den Männern in der Küche der Eco-Lodge, um die Mahlzeiten für die Gäste mit vorzubereiten, erarbeite ich mir jeden Tag ein wenig mehr. Es ist tatsächlich eine völlig neue Erfahrung für mich „von der Pike“ anzufangen. Ab und an bremsen sie meinen Tatendrang. Vielleicht ist dies wirklich der richtige Weg für mich einmal zu „entschleunigen“.

Besonders interessiere ich mich für Alfons Herzensprojekt. Neben der bezaubernden Gästeunterkunft, nimmt eine kleine Öko-Farm immer mehr Gestalt an. Hier wird außer Tee, Zimt, Pfeffer und exotischen Früchten nun auch Ingwer angebaut.

Ihren Ursprung hat die Ingwerpflanze vermutlich tatsächlich in Sri Lanka. Die Wurzel hier ist viel kleiner und aromatischer, als die des chinesischen Ingwers, den wir vorwiegend bei uns kaufen können.

Während Alfons den Ingwer bisher von den Kleinbauern in der näheren Umgebung bezogen hat, bin ich nun live beim Start des Eigenanbaus dabei.

Zunächst legen die Gärtner das Feld an. Um den schweren Lehmboden ziehen sie Gräben, damit das Wasser gut abfließen kann. Die zu setzenden Pflanzen brechen wir in kleine Stücke. Der Gärtner zeigt mir die roten Triebe, die bald schon aus der Erde spitzen werden.


Danach folgt eine kleine Schlammschaft: Mit der Schaufel bereiten sie Pflanzlöcher vor, die wir dann gemeinsam mit dem vorbereiteten Ingwer bestücken. Mein Respekt vor dem Aufwand, bis das Gewürz bei uns im Markt zum Kauf ausliegt, steigt von Minuten zu Minute, die mir die heiße Sonne im Nacken brennt.

Von nun an dauert ein ganzes Jahr bis zur Ernte der Wurzel.
Danach wieder in Stücke gebrochen, getrocknet und vakuumverpackt wird der Ingwer nach Deutschland verschifft.

Alfons Gewürze werden zu Yummy-Organics geliefert. Das junge Start up aus Bremen hat den Online-Vertrieb übernommen. Die Inhaberin, Laura, war vor zwei Jahren selbst Volontärin hier in der Eco-Lodge und hat danach so richtig Feuer für dieses Projekt gefangen. Ich bin schon sehr gespannt, mit welchen Ideen ich nach Hause kommen werde …

Am nächsten Tag nehmen mich die Gärtner mit zum Tee pflücken. Jeden Freitag wird geerntet. Anschließend werden die Blätter von der Teefabrik hier vor Ort gewogen und mitgenommen. Die Teepflanzen stehen nicht so eng wie auf den großen Plantagen und die Hänge sind bei weitem nicht so steil.


Auch tragen wir keine Körbe auf dem Kopf, wie man es von den Frauen auf den Feldern in Nuwara Ellia kennt, sondern wir binden uns die Säcke um die Hüften.
Los gehts. Der Gärtner zeigt mir, an welcher Stelle der Pflanze die Blätter gepflückt werden, welche Blätter noch zu jung zum pflücken sind und wie die Pflanze in Form gehalten wird. Am Anfang frage ich noch oft, möchte nichts falsch machen. Später versuche ich dann auch mal, einfach die Technik abzuschauen. Doch die Männer sind so schnell, meine Augen können kaum folgen. So bin ich noch etwas zögerlich. Die Gärtner sehen es entspannt und pflücken die Blätter hinter mir ab, die ich noch hab stehen lassen.
Praktikantin auch hier …

Dafür laufe ich am nächsten Tag zur Hochform auf. Ich darf zwei Gäste zum Ausflug nach Galle begleiten. Galle Fort – die historische Festung im Süden Sri Lanka – fand bereits während meiner Reise im letzten Jahr einen festen Platz in meinem Herzen.

Und so freue ich mich, den Beiden „mein Galle“ zeigen zu dürfen.
1505 von den Portugiesen entdeckt, waren es die Holländer 150 Jahre spöter, die der Festung ihren ganz besonderen Stil gaben. Die niederländischen Kolonialgeböude prägen noch heute das Bild der Stadt. Seit 1988 zum Weltkulturerbe ernannt, wurde die alten Villen nach und nach renoviert. Heute reihen sich in der kleinen Handels- und Künstlerstadt unzählige Galerien, Cafés, Boutique-Hotels und farbenfrohe Läden aneinander.

Es ist dieser Mix aus Lebendigkeit, tropischen Pflanzen und Unperfektheit, die den Charme ausmachen. An jeder Straßenecke entdecken wir etwas neues – vom Kuriositätenmuseum, in dem man die Exponate auch kaufen kann bis hin zum Gerichtsgebäude, denn glücklicherweise gibt es in Galle-Fort noch ein funktionierendes Gemeinwesen.

Am Abend zieht es uns auf die Festungsmauer, denn hier wartet ein Schauspiel auf uns, wie es nur die Natur veranstalten kann. Spektakulär versinkt die Sonne im Meer und taucht alles in ein diffuses, warmes Licht.

Wir beobachten einen Fotografen, der diese Szenerie für romantische Aufnahmen im flachen Wasser nutzt …

und genießen die salzige Brise, die uns nach diesem heißen Tag sanft kühlt….

Fortsetzung folgt …

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Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt

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Wundervolle Natur in Yattapatha

  1. Marianne

    Liebe Yvonne! Es ist eine große Freude, Dich so glücklich zu erleben! Und es gibt sogar einen alten Käfer zu bewundern ?. Danke

  2. Pascale

    Respekt der Praktikantin, die sich auf so viel Neues einlässt. Und großes Kompliment der Frau, die diese wunderbaren Eindrücke so lebendig einzufangen und mit den daheim Gebliebenen zu teilen vermag.

  3. Toll, was Du alles so erlebst. Deine bildhafte Sprache lässt mich das nachempfinden. Da bekomme ich gleich wieder Fernweh nach Griechenland, dorthin, wo wir viele Male hingereist sind und weit ab von den Touristenwegen immer wieder Neues entdecken konnten.

  4. Singharaja Garden AGRO & ECO-Lodge

    Liebe Yvonne,
    wie wir uns auf Deine Ankunft gefreut haben und schon nach einer Woche hast Du so viele Spuren in unserer Lodge hinterlassen, die für immer in unseren Erinnerungen bleiben. Aber was sprechen wir von Erinnerungen, Du bist ein Teil von uns und dem Singharaja Garden.
    Dein Reiseblog und vor allem Dein Podcast gibt so viel Inspiration und Motivation, dass selbst wir uns mit Dir auf dem Weg machen könnten 🙂
    Also, auf geht’s Leute, denn wie es Yvonne es so schön beschreibt, ist jeder Weg zu uns selbst. Yvonne hat den ihren, wir den unseren und Ihr, natürlich den Euren.

    Mit herzlichen Grüßen aus der Wildnis,
    Edna und Alli

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