Yvonnes Reisen

What a wonderful world!

Angkor Wat – das achte Weltwunder?

4 Uhr morgens klingelt mein Wecker, denn heute werde ich den Sonnenaufgang über Angkor Wat erleben.

Die Straßen sind noch leer, als mich der Guide mit einem Minibus von meinem Hotel abholt. Sieben Teilnehmer sind wir insgesamt, die den Tag gemeinsam verbringen werden.

Als erstes haben wir den Ticketkauf zu managen. Das Tagesticket mit Foto ist der wichtigste Gegenstand unseres Tages, das wir immer wieder vorzeigen. Bereits zu dieser frühen Uhrzeit steht eine lange Schlange an den Schaltern und lässt uns ahnen, wie der Tag verlaufen wird.

Doch zunächst sind wir ganz allein. Angkor ist nicht nur die alte Hauptstadt Kambodschas, sondern besitzt auch die größte zusammenhängende Tempelanlage weltweit. Nicht zu Unrecht wird sie von vielen als „Achtes Weltwunder“ bezeichnet. Angkor Wat heißt wörtlich „Stadt, die ein Tempel ist“ und wurde im 12 Jahrhundert innerhalb von 37 Jahren gebaut. Die Außenmauern verfügen über vier Eingänge. Hauptsächlich wird von den Besuchern der Westeingang benutzt. Über eine beeindruckende Brücke strömen sie von dort zur Tempelanlage. Unser Guide lotst uns stattdessen zum Osteingang. Im Kegel eines Taschenlampenlichtes nähern wir uns schweigend den fünf Türmen im Zentrum, die die fünf Gipfel des heiligen Berges Meru symbolisieren. Wie gebannt gehen wir auf die Türme zu, über denen im Augenblick noch der Vollmond steht. Noch ist nur zu ahnen, wie gewaltig das Bauwerk tatsächlich ist.

Als wir uns der Anlage näheren, sehen wir, wo alle anderen Touristen geblieben sind, die mit uns in der Tickethalle angestanden haben. Dicht an dicht reihen sie sich an den beiden Teichen vor dem Tempel, um den besten Fotoblick zu erhaschen: die Wasserspiegelung des Bauwerkes bei Sonnenaufgang. Fliegende Händler mit allerlei Waren zerreißen den Moment. Von Ruhe und Ehrfurcht keine Spur

So hat auch die Sonne keine so rechte Lust, sich zu zeigen. Der Tag bricht wolkenverhangen an, als wir das Hauptheiligtum über eine steile Treppe erreichen. Die Mauern sind fein verziert, Apsara-Tänzerinnen reihen sich eng aneinander – eine schöner als die andere. Auf der Galerie sind fein gearbeitete Reliefs mit Szenen aus dem Hindu-Epos „Mahabharata“ zu sehen.

Eine steile Treppe führt uns zum Hauptturm hinauf. Von oben eröffnet sich uns ein beeindruckender Blick auf die gesamte Anlage. Unsere Bewunderung für die Baukunst in so früher Zeit kennt keine Grenzen


Noch bevor die Tempel von Menschenmassen überrollt werden, verlassen wir die Anlage nun über das Westtor. Dabei geht mir ein Artikel aus dem Spiegel nicht aus dem Kopf: Angkor Wat wird von seinen Bewunderern zu Tode geliebt.“ So wunderbar es ist, dass die Anlagen, die von einem französischen Forscher 1864 wiederentdeckt und danach restauriert wurde, der Öffentlichkeit zur Verfügung steht, wird doch gleichzeitig sehr viel Schaden angerichtet. Viele klettern auf den Steinen herum, um die beste Position für ein Selfie zu erhaschen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Überhaupt werde ich immer dünnhäutiger beim Anblick der sich ständig gegenseitig fotografierenden Menschen und ich stelle mir die Frage, ob diese die Jahrhunderte überdauernde Bauwerkkunst nur noch eine Nebenrolle spielt. Ich persönlich finde das sehr schade.

Nach dem Frühstück geht es weiter zur Festungsstadt. Angkor Thom. Übersetzt bedeutet der Name „Große Stadt“. Eine Ahnung davon erhalten wir beim Anblick des imposanten Südtors. Der Weg wird von 154 Steinstatuen gesäumt.


Im Zentrum der Ruinenstadt befindet sich der faszinierende Bayon, ein über drei Ebenen angelegter Tempelberg, von denen uns 200 riesige Steingesichter anlächeln, die wohl eigentlich den Bodhisattva Avaloikiteshavara (Herrscher der Welt) darstellen sollen. Vermutet wird allerdings, dass sich hier eher der damalig amtierende König Jayavarman VII ein Denkmal gesetzt hat. Schaut man genauer hin, entdeckt man in die vier Himmelsrichtungen gewandt vier verschiedene Formen des Lächelns: das charmante, das traurige, das frohe und das schöne.

Unzählige Flachreliefs verzieren die Wände und zeigen Auszüge aus der Geschichte der Khmer.
Nach dem Tod Jayavarman VII wurde das Königreich deutlich schwächer und wurde aufgegeben. Lange Zeit waren die Anlagen vom Urwald überwuchert, bis auch hier französische Archäologen während der Kolonialzeit für eine Renaissance sorgten.

Wie es aussieht, wenn sich die Natur den vom Mensch geschaffenen Bauwerken bemächtigt, sehen wir bei unserem nächsten Tempelbesuch. Ta Prohm oder auch passenderweise Dschungeltempel genannt wird von den riesigen Wurzeln der Kapokbäume fest umklammert.

Restauriert wurde hier nur das nötigste, denn die Tempelanlage mit ihrer außergewöhnlichen Vegetation soll genau so erhalten bleiben. Normalerweise ist es auch hier sehr voll. Ein Fotomotiv ist dabei besonders beliebt: der Baum, unter dem Angelina Jolie in „Tomb Raider“ gestanden hat. Unser Guide nutzt die Mittagshitze und so sind wir weitestgehend allein in der Anlage und genießen den fast mystischen Moment.

Am nächsten Morgen besichtigen wir die Tempel außerhalb Angkor Thoms und beginnen mit Pre Rup. Der Tempel beeindruckt durch seine Größe und dem steilen Tempelberg, den es zu erklimmen gilt. Es ist friedvoll hier, die Ruhe überträgt sich auch auf mich. Die Kraft und Energie, die ich von Angkor Wat erhofft hatte, erhalte ich hier an diesem spirituellen Ort.

Der Tempelkomplex Banteay Srei heißt übersetzt „Zitadelle der Schönheit“. Er steht etwas abgeschieden und macht seinem Namen alle Ehre. Die aus rosa Sandsteinen gebaute Anlage ist fast vollständig mit kunstvollen Verzierungen bedeckt.

 im späten 10. Jahrhundert entdeckt, wird er oft als Krönung der Khmer-Baukunst bezeichnet. Und tatsächlich ist es wunderschön hier.

 

Mein persönlicher Höhepunkt ist der Preah Neak Pean Tempel. Er liegt auf einer künstlichen Insel inmitten eines Staubeckens. Rechts und links ragen Bäume aus dem Wasser, Seerosen verzaubern uns in ihrer Schönheit.

Am Ende der Brücke laufen wir auf einen Schrein zu, der inmitten von kreuzförmig angelegten Teichen steht. Ursprünglich war die Anlage ein Kloster. Viele Gläubige suchten hier Rat und badeten dann im heiligen Wasser.

 

Lang und intensiv waren die beiden letzten Tage.
Angkor Wat betrachte ich mit großer Ehrfurcht, doch für mich werden eher die kleineren Tempel im Gedächtnis haften bleiben mit ihrer Ausstrahlung und Schönheit und die friedvollen Momente, die ich dort erlebte.

Laos – die Reise geht weiter (Fortsetzung folgt)

 

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  1. Marianne

    Wow, wie immer unglaublich beeindruckend, so schön! Ich bin erneut sehr dankbar, „dabei sein“ zu dürfen ?

  2. Monika Breitinger

    Liebe Yvonne,

    vielen Dank für deine Eindrücke eines wunderbaren Landes, Stätten und Landschaften.

    Das macht Lust auf mehr, mutig aufzubrechen, inhalieren, inne halten, einfach zu reisen.

    Ich wünsche dir noch viele inspirierende Momente.

    Liebe Grüße
    Monika

  3. Marion Standar

    Liebe Yvonne, in unserem Flur hängt ein Bild von der Dschungeltempelanlage , dort hast Du gestanden , einem magischen Platz auf dieser Welt ! Ich lese mit Faszination Deine Zeilen !
    …oft rollen mir einfach ein Paar Tränen der Freude und Erfurcht , was Du erlebst und wo ich Dich gedanklich beim lesen begleiten darf, über die Wangen und „Gänsehaut „spüre ich auf meinem Körper . Danke für diese tollen Emotionen , Danke für Deinen Mut und Deine Reiselust – auf Diese – unsere WELT !!!
    Ich freue mich bald wieder von Dir zu lesen ….alles Gute und in Liebe und Vertrauen mit großer Dankbarkeit von D.Marion

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